Der Norden steht vor einem stürmischen Herbstbeginn. Seit gestern ziehen Tiefdruckgebiete über Schleswig-Holstein hinweg und bringen Windböen bis zu 85 km/h an der Küste. Der Deutsche Wetterdienst warnt vor allem im Bereich der Nordsee vor möglichen Sturmfluten. «Wir rechnen mit erhöhten Wasserständen bis zu 1,5 Meter über dem mittleren Hochwasser», erklärt Meteorologin Sabine Krüger.
Die Lage beschäftigt auch die Einsatzkräfte im Land. Die Feuerwehren in Kiel und Flensburg verzeichneten bereits gestern Abend erste sturmbedingte Einsätze – meist umgestürzte Bäume und abgebrochene Äste. In meinen fast zwanzig Jahren Berichterstattung habe ich selten erlebt, wie gut die Menschen im Norden auf solche Wetterlagen vorbereitet sind. «Das gehört hier zum Leben dazu», sagt Fischer Jan Petersen aus Husum achselzuckend, während er seine Boote zusätzlich sichert.
Besonders betroffen sind die Inseln und Halligen. Die Fährgesellschaften haben mehrere Verbindungen nach Helgoland, Amrum und Föhr vorsorglich eingestellt. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie erwartet den Höhepunkt der Sturmflut für heute Nachmittag.
Die Schulen bleiben geöffnet, jedoch fallen alle Outdoor-Aktivitäten aus. Ministerpräsident Daniel Günther appellierte an die Bevölkerung: «Meiden Sie unnötige Aufenthalte im Freien und in Wäldern.» Der Herbst zeigt sich von seiner typisch nordischen Seite – unberechenbar, rau und doch irgendwie vertraut für alle, die zwischen den Meeren zuhause sind.