In München herrscht Fassungslosigkeit nach einem gezielten Angriff auf Polizeibeamte im Stadtteil Ramersdorf. Ein 29-jähriger Mann attackierte am vergangenen Sonntag zwei Beamte, die wegen einer Ruhestörung gerufen wurden. Der Vorfall ereignete sich gegen 3:30 Uhr morgens in einem Mehrfamilienhaus, wo der Mann zunächst durch laute Musik aufgefallen war.
Als die Polizisten eintrafen, öffnete der Mann nicht sofort die Tür. Plötzlich stürmte er mit einem 20 Zentimeter langen Messer aus seiner Wohnung und griff die Beamten an. Nur durch schnelle Reaktion und Einsatz von Pfefferspray konnten die Polizisten Schlimmeres verhindern. Ein 25-jähriger Beamter erlitt Schnittverletzungen an der Hand.
«Dieser Vorfall zeigt die zunehmende Gewaltbereitschaft gegen Einsatzkräfte», erklärte Polizeipräsident Thomas Hampel gestern auf einer Pressekonferenz. Die Zahl der Angriffe auf Polizeibeamte in München ist im Vergleich zum Vorjahr um fast 15 Prozent gestiegen.
Der Tatverdächtige sitzt inzwischen in Untersuchungshaft. Gegen ihn wird wegen versuchten Totschlags ermittelt. Laut Staatsanwaltschaft war der Mann bereits polizeibekannt und stand unter Alkoholeinfluss.
Ich habe in meinen zwanzig Jahren als Journalistin selten erlebt, dass Polizisten so offen über ihre Besorgnis sprechen. «Wir gehen jeden Tag ins Ungewisse», sagte mir ein Beamter, der anonym bleiben wollte. Die psychische Belastung sei enorm.
Die Stadt München plant nun verstärkte Schutzmaßnahmen für Einsatzkräfte. Bereits ab nächstem Monat sollen zusätzliche Trainings für Gefahrensituationen angeboten werden. Mehr dazu auf der Website der Münchner Polizei.
Der Vorfall wirft ein Schlaglicht auf die zunehmende Gewalt gegen Menschen, die uns schützen sollen. Bleibt die Frage: Wie können wir als Gesellschaft dem entgegenwirken? Die Antwort darauf geht uns alle an.