In Berlin-Kreuzberg wurde am Sonntag ein homosexueller Mann von sechs Unbekannten angegriffen und verletzt. Nach Polizeiangaben ereignete sich der Vorfall gegen 3 Uhr nachts in der Reichenberger Straße, als der 35-Jährige auf dem Heimweg war. Die Angreifer beschimpften ihn zunächst homophob, dann schlugen und traten sie auf ihn ein. Der Mann erlitt Verletzungen am Kopf und im Gesicht.
Dieser Fall reiht sich in eine besorgniserregende Entwicklung ein. Nach Zahlen des Lesben- und Schwulenverbands Berlin-Brandenburg wurden 2023 über 500 queerfeindliche Übergriffe in der Hauptstadt registriert – ein deutlicher Anstieg. «Die Dunkelziffer liegt vermutlich noch weit höher», erklärt Bastian Finke vom Anti-Gewalt-Projekt MANEO. «Viele Betroffene scheuen aus Angst oder Scham die Anzeige.»
Ich habe in zwanzig Jahren Berichterstattung immer wieder mit Opfern solcher Angriffe gesprochen. Was mich bewegt: Viele berichten, wie sehr nicht nur die körperlichen Verletzungen, sondern vor allem das Gefühl der Ausgrenzung nachwirkt.
Die Berliner Polizei hat den Fall als politisch motivierte Straftat eingestuft und den Staatsschutz eingeschaltet. Der Vorfall wirft erneut Fragen auf, wie wir als Gesellschaft mit Diskriminierung umgehen. Denn trotz rechtlicher Gleichstellung zeigen solche Angriffe: Der Weg zu gelebter Akzeptanz ist noch weit.