In Brandenburg sorgt ein Aushang einer Änderungsschneiderei für Entsetzen und bundesweite Schlagzeilen. Die Inhaberin hatte Juden und Israelis den Zutritt zu ihrem Geschäft verboten. „Juden und Israelis ist das Betreten dieses Ladens verboten», stand auf dem handgeschriebenen Zettel an der Eingangstür. Die Polizei ermittelt nun wegen Volksverhetzung, wie ein Sprecher am Freitag bestätigte.
Der Vorfall ereignete sich in Königs Wusterhausen, einer Kleinstadt südöstlich von Berlin. Nach Bekanntwerden des antisemitischen Aushangs reagierten Anwohner und Politik mit scharfer Kritik. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke bezeichnete den Vorfall als «völlig inakzeptabel». Die Inhaberin habe den Aushang mittlerweile entfernt, nachdem zahlreiche Beschwerden eingegangen waren.
Als ich gestern vor Ort war, zeigten sich viele Anwohner bestürzt. «So etwas hätte ich in unserer Stadt nie für möglich gehalten», sagte eine ältere Dame, die seit 40 Jahren in Königs Wusterhausen lebt. Ein Nachbargeschäft distanzierte sich mit einem eigenen Aushang: «Bei uns sind alle Menschen willkommen.»
Die Stadtverwaltung prüft nun auch gewerberechtliche Konsequenzen. Der Zentralrat der Juden in Deutschland forderte eine konsequente strafrechtliche Verfolgung. «Solche offenen Diskriminierungen erinnern an die dunkelsten Zeiten unserer Geschichte», erklärte ein Sprecher.
Besonders beunruhigend ist dieser Fall, weil er kein Einzelfall zu sein scheint. Antisemitische Vorfälle haben seit dem 7. Oktober 2023 bundesweit zugenommen. Die Schneiderei-Besitzerin wollte sich auf Nachfrage nicht äußern. Was bleibt, ist die Frage: Wie konnte jemand glauben, ein solches Verbot sei in Deutschland 2024 akzeptabel?