Auf dem Weg zum Hamburger Hauptbahnhof geriet Stefan Hensel, der Antisemitismusbeauftragte der Hansestadt, in eine bedrohliche Situation. Während er am Donnerstagabend mit Kopfhörern Musik hörte, bemerkte er plötzlich, dass ein Mann ihn verfolgte und bedrohlich anstarrte. Als Hensel die Kopfhörer abnahm, beschimpfte der Unbekannte ihn als «Zionistenschwein» und bedrohte ihn.
Der Vorfall ereignete sich gegen 20 Uhr in der Nähe des Hauptbahnhofs. Hensel, seit 2021 Antisemitismusbeauftragter der Stadt, alarmierte umgehend die Polizei. «In solchen Momenten spürt man die reale Gefahr, der jüdische Menschen oder Personen, die sich gegen Antisemitismus einsetzen, täglich ausgesetzt sind», sagte Hensel gegenüber lokalen Medien.
Die Polizei Hamburg bestätigte den Vorfall und leitete Ermittlungen wegen Beleidigung und Bedrohung ein. Der Staatsschutz wurde eingeschaltet. Bislang konnte der Täter nicht identifiziert werden.
Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank verurteilte den Angriff scharf: «Es ist unerträglich, dass jüdisches Leben und Menschen, die sich gegen Antisemitismus engagieren, bedroht werden. Wir stehen fest an ihrer Seite.»
In meinen fast zwanzig Jahren als Reporterin habe ich leider beobachtet, wie antisemitische Vorfälle in Hamburg zugenommen haben. Allein im vergangenen Jahr registrierte die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) über 200 antisemitische Vorfälle in der Hansestadt – von Beleidigungen bis zu tätlichen Angriffen.
Dieser Vorfall reiht sich in eine besorgniserregende Entwicklung ein. Seit dem 7. Oktober 2023 hat sich die Situation für jüdische Menschen und ihre Unterstützer deutschlandweit dramatisch verschärft. Mehr Informationen zu antisemitischen Vorfällen bietet die RIAS auf ihrer Webseite.
Die Frage bleibt: Wie können wir in einer weltoffenen Stadt wie Hamburg sicherstellen, dass Menschen ohne Angst leben können? Es braucht mehr als nur Solidaritätsbekundungen – es braucht konsequentes Handeln gegen jede Form von Antisemitismus.