Die Schließung zweier Produktionsstätten des Pharmaherstellers Aristo in Berlin wirft einen Schatten auf die Arbeitnehmer und den Pharmastandort. Bereits im Oktober kündigte das Unternehmen an, seine Werke in Weißensee und Adlershof bis 2026 zu schließen. Davon betroffen: 245 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die nach jahrelanger Betriebszugehörigkeit vor dem beruflichen Aus stehen. Laut einer Mitteilung des Betriebsrats kam diese Nachricht für viele «wie ein Schlag ins Gesicht».
Die Gründe für die Werkschließungen sind vielfältig. Der Konzern verweist auf hohe Produktionskosten am Standort Deutschland und wachsenden Preisdruck im Gesundheitssektor. «Wir können unter den aktuellen Marktbedingungen nicht mehr wirtschaftlich in Berlin produzieren», erklärte Geschäftsführer Robert Quiskamp gegenüber der Presse. Die Produktion soll künftig an kostengünstigere Standorte in Osteuropa verlagert werden.
Für die Betroffenen ist die Situation dramatisch. Viele haben hier ihre berufliche Heimat gefunden. «Ich arbeite seit 17 Jahren hier, habe Familie zu ernähren und stehe jetzt vor dem Nichts», berichtet Marlene K., Produktionsmitarbeiterin in Weißensee. Die Gewerkschaft IG BCE kritisiert die Entscheidung scharf und fordert einen Sozialplan, der den Beschäftigten faire Abfindungen und Qualifizierungsmaßnahmen zusichert.
Ich habe in meinen Jahren als Wirtschaftsreporterin immer wieder ähnliche Geschichten erlebt. Was mir auffällt: Die Schließung reiht sich ein in einen besorgniserregenden Trend. Allein in den letzten drei Jahren haben mehrere Pharmaunternehmen ihre Berliner Standorte verkleinert oder ganz aufgegeben.
Der Senat zeigt sich besorgt. Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey versprach Unterstützung: «Wir werden alles tun, um den Betroffenen zu helfen und den Pharmastandort Berlin zu stärken.» Doch was bedeutet das konkret? Die Frage bleibt, ob Berlin seine Position als Pharmastandort halten kann, wenn immer mehr Unternehmen abwandern. Der Fall Aristo könnte nur die Spitze des Eisbergs sein.