Digitale Spielanalyse: Wie Daten die Oberliga Westfalen revolutionieren
Was früher dem Trainerbauchgefühl überlassen wurde, liegt heute als präzise Datenanalyse vor. Am Wochenende konnte man das beim knappen 1:0-Sieg des ASC 09 Dortmund gegen Rot-Weiss Ahlen beobachten. Die Partie wirkte auf den ersten Blick unspektakulär, doch die Tracking-Daten erzählten eine andere Geschichte: 11,2 Kilometer lief der Dortmunder Siegtorschütze Marc Scheffler – ein Wert, der noch vor fünf Jahren selbst in der Bundesliga beeindruckt hätte.
«Die Digitalisierung hat den Amateurfußball komplett verändert», erklärt Spielanalyst Tobias Werner, der für mehrere Oberliga-Vereine arbeitet. «Mit einfachen Apps und bezahlbaren Kamerasystemen haben heute selbst Fünftligisten Zugriff auf Daten, die früher nur Profis vorbehalten waren.» Die Folge: Das taktische Niveau steigt, weil Trainer wie ASC-Coach Marco Stiepermann Schwachstellen des Gegners präziser analysieren können. Gleichzeitig verändert sich die Spielerauswahl. Wer wie Ahlens Mittelfeldmotor Hakan Sezer trotz hoher Laufleistung zu wenige Sprints absolviert, gerät unter Druck.
Aber nicht alle Vereine nutzen die digitalen Möglichkeiten gleichermaßen. Während der ASC 09 mit moderner Analyse arbeitet, verlassen sich andere Teams bewusst auf traditionellere Methoden. Die Frage bleibt, ob das Spiel durch die Datenflut an Charme verliert oder gewinnt. Während die Trainer schwärmen, vermissen manche Fans das Unberechenbare. Was ich jedoch beim Spiel in Dortmund beobachten konnte: Die Emotionen bleiben dieselben, egal wie viele Daten im Hintergrund fließen. Als der Ball im Netz zappelte, jubelten die Fans genauso ausgelassen wie vor 30 Jahren – ganz analog und wunderbar unperfekt.