Die Zahl der Asylgesuche in Hamburg geht deutlich zurück. Im ersten Quartal 2024 verzeichnete die Hansestadt nur 1.241 Erstanträge – ein Rückgang um 39 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Gleichzeitig stieg die Zahl der Abschiebungen auf 423 Personen, wie die Innenbehörde gestern mitteilte. Diese Entwicklung ist Teil eines bundesweiten Trends.
«Diese Zahlen zeigen, dass unsere konsequente Migrationspolitik Wirkung zeigt», erklärt Innensenator Andy Grote (SPD). Nach seinen Angaben führten verstärkte Grenzkontrollen, strengere Einreisebestimmungen und schnellere Verfahren zu dieser Entwicklung.
Doch die Lage bleibt angespannt. In den städtischen Unterkünften leben derzeit rund 46.800 Menschen – so viele wie nie zuvor. Viele Geflüchtete aus früheren Jahren haben noch immer keinen eigenen Wohnraum gefunden. Auf dem ohnehin angespannten Hamburger Wohnungsmarkt konkurrieren sie mit vielen anderen Wohnungssuchenden.
Bei meinen Besuchen in den Unterkünften spüre ich die Ungewissheit. «Wir wollen arbeiten, Steuern zahlen und unsere Kinder zur Schule schicken«, sagt mir Farhad A. aus Syrien. Er wartet seit drei Jahren auf die endgültige Entscheidung über seinen Aufenthaltsstatus.
Gleichzeitig forciert die Stadt Rückführungen. Neben den 423 Abschiebungen haben weitere 278 Personen Hamburg mit finanzieller Unterstützung freiwillig verlassen. Bei den Abschiebungen handelt es sich überwiegend um Menschen aus Georgien, Moldau und Albanien – Länder, die als sichere Herkunftsstaaten gelten.
Die Flüchtlingshilfsorganisation Pro Asyl kritisiert die zunehmenden Abschiebungen. «Es geht nicht mehr um den Schutz von Menschen, sondern um Abschreckung», sagt Sprecherin Wiebke Judith. Mehr dazu auf der Webseite der Behörde für Inneres und Sport.
Was bedeutet diese Entwicklung für unsere Stadt? Hamburg steht vor der Herausforderung, einerseits den Zuzug zu begrenzen und andererseits den bereits hier lebenden Geflüchteten Integration zu ermöglichen. Die sinkenden Asylzahlen verschaffen den Behörden zwar etwas Luft, lösen aber nicht die grundlegenden Probleme bei Wohnraum, Bildung und Arbeitsmarktintegration. In den nächsten Monaten wird sich zeigen, ob dieser Trend anhält.