Die Rodenkirchener Brücke in Köln steht vor dem Abriss. Bereits im April entdeckten Prüfer kritische Risse in der wichtigen Rheinquerung, über die täglich mehr als 130.000 Fahrzeuge rollen. Was zunächst als reparierbarer Schaden galt, entpuppt sich nun als Todesurteil für die 70 Jahre alte Autobahnbrücke. Die gesamte Konstruktion muss ersetzt werden – ein logistischer Albtraum für Pendler und die Wirtschaft der Region.
Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) bestätigte gestern den unausweichlichen Neubau: «Wir stehen vor einer der größten verkehrspolitischen Herausforderungen der letzten Jahrzehnte in NRW.» Der Ernst der Lage zeigt sich bereits jetzt – die Brücke ist für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen gesperrt, was den Schwerlastverkehr zum Umfahren zwingt.
Ich war gestern vor Ort und konnte die Anspannung bei Pendlern förmlich greifen. Ein Berufskraftfahrer aus Leverkusen erzählte mir mit gerunzelter Stirn: «Das bedeutet für mich täglich fast zwei Stunden mehr unterwegs. Wer zahlt diese Zeit?»
Die Tragweite des Problems geht weit über Köln hinaus. Die Brücke ist Teil des europäischen Verkehrsnetzes, eine Hauptschlagader zwischen Belgien, den Niederlanden und dem Ruhrgebiet. Wirtschaftsexperten der IHK Köln rechnen mit Millionenverlusten für die regionale Wirtschaft.
Der Abriss soll nun bereits 2024 beginnen. Die größte Herausforderung: Während der mehrjährigen Bauzeit muss der Verkehr weiterfließen. Eine komplette Sperrung wäre verkehrstechnisch nicht zu verkraften. Wie genau das gelingen soll? Diese Frage bleibt vorerst offen – genauso wie die Frage, wie viele ähnliche Brücken in Deutschland ebenfalls kurz vor dem Kollaps stehen könnten.