In Spandaus Straßen sieht man sie immer öfter: Kinderwagen, wohin man schaut. Der Berliner Bezirk erlebt einen regelrechten Babyboom. Allein im letzten Jahr stieg die Geburtenrate hier um beachtliche 14 Prozent – während sie berlinweit leicht zurückging. Doch woher kommt dieser ungewöhnliche Anstieg im Nordwesten der Hauptstadt?
«Wir beobachten einen klaren Trend bei jungen Familien, die gezielt nach Spandau ziehen», erklärt Bezirksstadträtin Carola Brückner. «Die Kombination aus vergleichsweise günstigen Mieten und viel Grün macht den Bezirk attraktiv.» Tatsächlich liegt der Mietpreis hier durchschnittlich 2,50 Euro pro Quadratmeter unter dem Berliner Durchschnitt.
Die Statistik zeigt: Besonders in den Neubaugebieten an der Havel werden überdurchschnittlich viele Kinder geboren. Dort entstanden in den letzten Jahren über 2.000 neue Wohnungen, viele davon familienfreundlich konzipiert.
«Wir sind bewusst von Kreuzberg nach Spandau gezogen, als wir erfahren haben, dass wir Zwillinge bekommen», erzählt Melanie Schmidt (34). «Hier haben wir eine Vier-Zimmer-Wohnung mit Garten zum gleichen Preis wie unsere alte Zwei-Zimmer-Wohnung.»
Als ich vor Jahren für eine Reportage durch die Spandauer Altstadt lief, dominierten noch Senioren das Stadtbild. Heute begegnen mir an den gleichen Orten junge Eltern mit Kinderwagen. Der demografische Wandel ist mit Händen zu greifen.
Die Kehrseite: Kitas und Grundschulen stoßen an ihre Kapazitätsgrenzen. «Wir arbeiten mit Hochdruck an neuen Betreuungsplätzen», versichert Bildungsstadtrat Oliver Gellert. Der Bezirk plant drei neue Kitas bis 2025.
Wird Spandau zum neuen Familienbezirk Berlins? Die Zahlen sprechen dafür. Für die Stadtentwicklung bedeutet dies Chance und Herausforderung zugleich. Ob die Infrastruktur mit dem Babyboom Schritt halten kann, wird sich in den nächsten Jahren zeigen.