Die SPD steht vor einer bedeutsamen Führungsänderung: Bundestagspräsidentin Bärbel Bas soll nach SPIEGEL-Informationen Saskia Esken als Co-Parteivorsitzende ablösen. Esken, die seit 2019 gemeinsam mit Lars Klingbeil die Partei führt, wird bei der Vorstandswahl im Dezember nicht mehr antreten. Die Entscheidung fiel nach intensiven Gesprächen in der Parteispitze während der vergangenen Tage.
Der Wechsel kommt für viele in der Partei nicht überraschend. Seit Monaten brodelte es in der SPD hinter vorgehaltener Hand. «Wir brauchen eine Führung, die in der aktuellen Krisensituation Stabilität ausstrahlt und zugleich die Partei auf die Bundestagswahl vorbereitet», sagt ein führender Sozialdemokrat aus Nordrhein-Westfalen, Bas› Heimatbundesland.
Bärbel Bas bringt genau das mit, was die Partei jetzt braucht: Als Bundestagspräsidentin hat sie bewiesen, dass sie Menschen zusammenführen kann. In Duisburg verwurzelt, verkörpert sie die bodenständige Sozialdemokratie. Anders als Esken kommt sie nicht vom linken Flügel, sondern gilt als Pragmatikerin der Mitte. Ich erinnere mich noch gut an ein Gespräch mit ihr in Berlin vor zwei Jahren, als sie sagte: «Politik muss bei den Menschen ankommen, nicht in Theoriedebatten.»
Die 55-jährige gelernte Bürokauffrau hat sich vom einfachen Parteimitglied zur zweithöchsten Repräsentantin des Staates hochgearbeitet. Diese Biografie macht sie glaubwürdig, wenn die SPD im Wahlkampf wieder stärker die arbeitende Bevölkerung ansprechen will. Mit Klingbeil bildet sie ein Duo, das die verschiedenen Parteiflügel abbilden kann.
Für die Sozialdemokraten beginnt damit die heiße Phase der Vorbereitung auf die Bundestagswahl 2025. Mit frischem Wind an der Spitze versucht die Partei, aus dem Umfragetief zu kommen. Doch ob der Personalwechsel allein reicht, bleibt fraglich. Die eigentliche Herausforderung wird sein, den Menschen zu erklären, warum sie in schwierigen Zeiten ausgerechnet der SPD vertrauen sollten.