Die seit langem geplante Generalsanierung der Bahnstrecken von Hamburg nach Lübeck und Flensburg wird erneut verschoben. Nach Informationen der Deutschen Bahn werden die umfassenden Arbeiten frühestens 2027 beginnen – ursprünglich waren sie für 2025 vorgesehen. Für Pendler und Reisende zwischen den norddeutschen Städten bedeutet dies weitere Jahre mit Zugausfällen und Verspätungen auf den stark beanspruchten Strecken.
«Die Infrastruktur ist in einem beklagenswerten Zustand«, bestätigt Verkehrssenator Anjes Tjarks. Allein auf der Strecke Hamburg-Lübeck kommt es täglich zu durchschnittlich 14 Verspätungen von mehr als sechs Minuten. Die Schienen, Weichen und Stellwerke stammen teilweise noch aus den 1960er Jahren und sind dringend sanierungsbedürftig.
Als ich vergangene Woche selbst zwischen Hamburg und Lübeck unterwegs war, erlebte ich die Probleme hautnah: Unser Zug blieb bei Bad Oldesloe für 20 Minuten stehen – «technische Störung an der Strecke», hieß es lapidar. Solche Szenen gehören für die täglich rund 25.000 Pendler zum frustrierenden Alltag.
Die Deutsche Bahn begründet die erneute Verschiebung mit «komplexen Planungsprozessen» und «knappen Baukapazitäten». Bahnvorstand Berthold Huber räumt ein: «Wir müssen die Reihenfolge der Generalsanierungen an die verfügbaren Ressourcen anpassen.» Vorrang haben nun andere Strecken im Bundesgebiet.
Für die Wirtschaft in Schleswig-Holstein ist die Verzögerung ein herber Schlag. «Die zuverlässige Anbindung an Hamburg ist für uns existenziell», erklärt Friederike Kühn, Präsidentin der IHK Lübeck. Besonders ärgerlich: Die Modernisierung des Hauptbahnhofs Lübeck wurde bereits abgeschlossen – nun fehlt die passende Zuleitung.
Die Sanierung soll, wenn sie dann endlich kommt, die Strecken für mindestens 30 Jahre fit machen. Bis dahin heißt es für die Menschen im Norden: Weiter warten und improvisieren. Oder wie wir in Hamburg sagen: «Augen zu und durch.»