Article – In Düsseldorfs Theater an der Kö entfacht aktuell eine Komödie über die Deutsche Bahn wahre Lachstürme. «Der Zug endet hier» von Autorin Sabine Misiorny bringt seit Premiere am vergangenen Wochenende das Publikum zum Johlen. Ein vollbesetzter ICE steckt irgendwo zwischen Frankfurt und Köln fest – ein Szenario, das laut Statistik des Fahrgastverbands Pro Bahn inzwischen fast jedem dritten Bahnreisenden bekannt vorkommt.
Die Theaterbesucher erleben, wie ein bunt gemischtes Ensemble im liegengebliebenen Zug erst höflich, dann zunehmend verzweifelt auf Informationen wartet. René Heinersdorff, Theaterleiter und selbst auf der Bühne, brilliert als überforderter Schaffner, der zwischen Durchsagen und Notfallprotokollen jongliert. «Wir bitten die kurze Verzögerung von voraussichtlich drei Tagen zu entschuldigen», tönt es an einer Stelle – da wiehert bereits der gesamte Saal.
Als ich vor Jahren für die Badische Zeitung über Bahnstreiks berichtete, traf ich nie auf so viel Galgenhumor wie hier im Stück. Besonders stark: Jasmin Hahn als pedantische Businessfrau, deren Terminkalender vor den Augen des Publikums implodiert, und Tom Gerhardt, der als tiefenentspannter Pendler mit einem Arsenal an Notfallproviant alle rettet.
«Jeder Witz trifft, weil er schmerzhaft wahr ist», bestätigt Bettina Reinking vom Düsseldorfer Pendlerverein im Gespräch. «Unsere tägliche Realität sieht oft nicht anders aus.»
Das Stück trifft den Nerv einer Zeit, in der das Bahnchaos längst zum Politikum geworden ist. Es unterhält königlich, wirft aber auch Fragen auf: Wie konnte es so weit kommen mit unserer einst stolzen Bahn? Die Vorstellungen laufen noch bis Februar – falls die Darsteller pünktlich ankommen. Ein herrlicher Theaterabend, der beweist: Manchmal hilft nur noch Lachen, wenn der Zug mal wieder stehen bleibt. Mehr Infos und Karten gibt’s beim Theater an der Kö.