Die Zugverbindung zwischen Berlin und Hamburg wird für mehrere Monate komplett gekappt. Ab August müssen Reisende auf Busse und Umwege ausweichen, denn die Deutsche Bahn saniert die Strecke grundlegend. Fast 500.000 Bahnfahrende sind betroffen, täglich pendeln rund 17.000 Menschen zwischen den beiden Metropolen. Die Sperrung wird eine der längsten im deutschen Fernverkehr seit Jahren.
Seit Tagen herrscht Unruhe bei Pendlern und Unternehmen. «Wir müssen die Strecke vollständig erneuern, um den jahrelangen Sanierungsstau aufzulösen», erklärt Bahnvorstand Berthold Huber. Die Arbeiten dauern voraussichtlich bis Dezember, betroffen sind ICE- und Regionalverbindungen.
In Hamburg stehen schon jetzt die Ersatzbusse bereit. «Die Kapazitäten werden nicht annähernd ausreichen», befürchtet Fahrgastverbandssprecher Karl-Peter Naumann. Für Geschäftsreisende und Berufspendler eine Hiobsbotschaft.
Als ich gestern am Hamburger Hauptbahnhof mit Betroffenen sprach, war die Frustration greifbar. Eine junge Frau aus Ludwigslust erzählte mir: «Ich arbeite in Hamburg, wohne aber in Brandenburg. Jetzt brauche ich fast drei Stunden länger – jeden Tag!» Viele erwägen, während der Bauphase ins Homeoffice zu wechseln oder Fahrgemeinschaften zu bilden.
Die Bahn verspricht nach Abschluss der Arbeiten pünktlichere Züge und neue Verbindungen. Experten bezweifeln jedoch, ob der ambitionierte Zeitplan eingehalten werden kann. Die Erfahrungen mit ähnlichen Großprojekten sind ernüchternd.
Die monatelange Sperrung dieser wichtigen Nord-Süd-Achse wird zum Stresstest für den öffentlichen Verkehr und trifft die Wirtschaft beider Städte. Man könnte meinen, dass in Zeiten der Verkehrswende bessere Lösungen möglich wären. Doch vielleicht braucht es genau diesen schmerzhaften Einschnitt, um langfristig zuverlässige Bahnverbindungen zu schaffen?