Die Deutsche Bahn hat den Zugverkehr zwischen Berlin und Hamburg komplett eingestellt, nachdem heftige Unwetter die Region heimgesucht haben. Ein 46-jähriger Mann kam in Mecklenburg-Vorpommern ums Leben, als ein Baum auf seinen Wagen stürzte. Das Tief «Ingrid» zog gestern mit Windböen von bis zu 120 km/h über Norddeutschland und hinterließ eine Schneise der Verwüstung.
Auf der wichtigen Bahnstrecke zwischen den beiden Metropolen blockieren umgestürzte Bäume und beschädigte Oberleitungen die Gleise. «Wir arbeiten mit Hochdruck daran, den Betrieb so schnell wie möglich wieder aufzunehmen», erklärt Bahnsprecherin Katja Müller. Die Aufräumarbeiten werden voraussichtlich mindestens bis Freitag dauern.
Für Reisende hat die Bahn einen Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet, der jedoch nur begrenzte Kapazitäten bietet. Am Hamburger Hauptbahnhof bildeten sich lange Schlangen. «Ich muss dringend zu einem Geschäftstermin nach Berlin», seufzt Markus Weber, der seit drei Stunden wartet. «Das Chaos ist komplett.»
Als ich gestern am späten Abend durch den Hamburger Hauptbahnhof lief, sah ich dutzende gestrandete Reisende, die auf dem Boden saßen oder verzweifelt nach Hotelzimmern suchten. Die Atmosphäre erinnerte mich an die Schneechaos-Tage im Winter 2010, als ich tagelang über die Auswirkungen auf den Verkehr berichtete.
Die Unwetter haben auch in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern erhebliche Schäden verursacht. Feuerwehren rückten zu Hunderten Einsätzen aus. Der Deutsche Wetterdienst warnt, dass weitere Unwetter in den kommenden Tagen möglich sind. Was bleibt, ist die Frage, wie gut unsere Infrastruktur auf die zunehmenden Extremwetterereignisse vorbereitet ist. Die Bahn jedenfalls scheint immer wieder überrascht zu werden.