Deutschlands Bahnverkehr kämpft seit gestern Abend mit massiven Einschränkungen durch Extremwetter. Der Deutsche Wetterdienst warnt vor schweren Gewittern, Starkregen und Sturmböen in weiten Teilen des Landes. Besonders betroffen sind Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Hessen, wo zahlreiche Strecken gesperrt wurden. Nach Angaben der Deutschen Bahn mussten bereits über 200 Fernzüge komplett ausfallen.
Für Pendler und Reisende bedeutet dies erhebliche Verzögerungen im Berufs- und Fernverkehr. «Wir raten dringend von nicht notwendigen Reisen ab», erklärte Bahnsprecherin Sabine Kohlmann heute Morgen. Die Bahn hat für alle betroffenen Verbindungen die Zugbindung aufgehoben. Tickets können kostenfrei storniert oder zu einem späteren Zeitpunkt genutzt werden.
In Hamburg, wo ich heute eigentlich einen Termin wahrnehmen wollte, stehen die Menschen ratlos vor den Anzeigetafeln. Eine junge Mutter mit Kinderwagen erzählt mir: «Ich muss dringend nach Bremen zu meiner kranken Mutter, aber seit drei Stunden geht nichts.»
Die Auswirkungen treffen nicht nur Großstädte. In ländlichen Regionen Baden-Württembergs, wo Ersatzverkehr nur schwer zu organisieren ist, sitzen viele Menschen fest. Der Verkehrsexperte Prof. Markus Ackermann von der TU München sieht ein grundsätzliches Problem: «Unser Bahnsystem ist für Extremwetterereignisse, die durch den Klimawandel häufiger werden, nicht ausreichend gerüstet.»
Nach meinen Beobachtungen der letzten Jahre haben sich solche wetterbedingten Störungen gehäuft. Was früher Ausnahme war, wird zunehmend zur Regel.
Die Bahn rechnet frühestens morgen Mittag mit einer Normalisierung des Verkehrs. Für viele Berufspendler bedeutet das: Homeoffice oder Urlaubstag. Langfristig stellt sich die Frage, wie wir unser Verkehrssystem wetterfester machen können. Sonst droht bei jedem Unwetter der Kollaps – eine Situation, die für ein Land wie Deutschland eigentlich nicht hinnehmbar ist.