In Stuttgart brodelt erneut der Konflikt zwischen rivalisierenden Gruppen, nachdem die Staatsanwaltschaft gestern Anklage gegen drei Männer erhoben hat. Sie sollen im Februar in einen Imbiss im Stadtbezirk Zuffenhausen gestürmt sein und dabei mehrere Schüsse abgefeuert haben. Ein 34-Jähriger wurde dabei am Bein verletzt. Der Fall reiht sich ein in eine Serie von Gewalttaten, die seit 2022 die Stadt in Atem hält.
Die Polizei ordnet den Vorfall dem sogenannten «Milieu-Krieg» zu, der zwischen zwei Großfamilien mit kurdisch-libanesischen Wurzeln ausgetragen wird. «Wir sprechen hier von einer neuen Qualität der Gewalt im öffentlichen Raum», erklärt Kriminaldirektor Thomas Schöllhammer. Nach Angaben der Ermittler wurden bei den Auseinandersetzungen der vergangenen zwei Jahre bereits mehr als 60 Vorfälle dokumentiert.
Der betroffene Imbissbesitzer Mohammad K. (Name geändert) zeigt sich erschüttert: «Ich wollte einfach nur mein Geschäft führen. Jetzt haben Familien Angst, zum Essen zu kommen.» Eine Situation, die ich selbst während meiner Recherchen in Stuttgart-West immer wieder höre. Viele Anwohner meiden bestimmte Gegenden nach Einbruch der Dunkelheit.
Die Stadt hat inzwischen die Polizeipräsenz erhöht und eine Sonderkommission eingerichtet. Laut Staatsanwaltschaft drohen den Angeklagten nun bis zu zehn Jahre Haft wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung.
Die Frage bleibt: Kann Stuttgart den Kreislauf der Gewalt durchbrechen, oder müssen wir uns an diese beunruhigende neue Normalität gewöhnen? Die nächsten Monate werden zeigen, ob die harte Linie der Behörden Wirkung zeigt.