Die Kontroverse um die geplante barrierefreie Bushaltestelle in Hamburg-Bergedorf erhitzt die Gemüter. Anwohner der Straße Wentorfer Lohe hatten sich jahrelang für einen behindertengerechten Umbau der Haltestelle eingesetzt. Jetzt die ernüchternde Nachricht: Das Projekt wird nicht umgesetzt. Der Grund? Sieben Parkplätze, die für den Umbau hätten weichen müssen, erschienen den Entscheidungsträgern zu wertvoll.
«Es ist erschütternd, dass Parkplätze wichtiger sein sollen als die Mobilität von Menschen mit Behinderungen», sagt Anwohnerin Maria Schmidt, die selbst auf einen Rollstuhl angewiesen ist. Die ursprüngliche Planung hatte vorgesehen, den Bordstein auf 16 Zentimeter anzuheben, um einen barrierefreien Ein- und Ausstieg zu ermöglichen. Ein Vorhaben, das im Sinne der Inklusion dringend notwendig wäre.
Die Verkehrsbehörde verteidigt ihre Entscheidung mit dem «unverhältnismäßig hohen Aufwand» für die Umgestaltung. Tatsächlich hätten die baulichen Maßnahmen etwa 150.000 Euro gekostet. «In Zeiten knapper Kassen müssen wir Prioritäten setzen», erklärt Bezirksamtsleiter Thomas Müller.
Was in dieser Argumentation untergeht: Die Mobilitätswende und Inklusion sind keine Luxusthemen. Während meiner Recherchen vor Ort beobachtete ich, wie eine ältere Dame mit Rollator verzweifelt versuchte, in den Bus einzusteigen. Der Fahrer musste aussteigen und ihr helfen. Zeit, die im engen Fahrplan fehlt.
Für die betroffenen Anwohner ist die Entscheidung ein herber Rückschlag. Der Fall zeigt exemplarisch, wie der Konflikt zwischen Autoverkehr und inklusiver Stadtplanung oft zuungunsten benachteiligter Gruppen ausgeht. Die Frage bleibt: Wie ernst nehmen wir Barrierefreiheit wirklich, wenn sieben Parkplätze mehr wiegen als das Recht auf Mobilität für alle?