Die Berliner Wohnungskrise spitzt sich weiter zu. Gestern kündigte der neue Bausenator Matthias Krenz weitreichende Erleichterungen für Bauherren an. Ziel: 20.000 neue Wohnungen jährlich. Die durchschnittlichen Mietpreise in Berlin sind allein im vergangenen Jahr um 7,8 Prozent gestiegen – deutlich über der Inflationsrate.
«Wir müssen radikal umdenken«, erklärte Krenz vor dem Abgeordnetenhaus. Die Bauvorschriften werden drastisch reduziert, Genehmigungsverfahren digitalisiert und beschleunigt. Künftig soll eine Baugenehmigung innerhalb von 12 Wochen erteilt werden – bislang dauerte es oft über ein Jahr.
Besonders umstritten: Die Absenkung der Energiestandards für Neubauten. «Wir können uns nicht mehr leisten, perfekte, aber unbezahlbare Wohnungen zu bauen», so Krenz. Umweltverbände sprechen von einem «klimapolitischen Rückschritt».
Als ich vor zwei Jahren durch Marzahn-Hellersdorf ging, zeigten mir Anwohner die leeren Grundstücke, auf denen seit Jahren gebaut werden sollte. «Die Bürokratie hat alles blockiert», klagte damals eine Rentnerin. Diese Blockaden will der Senat jetzt aufbrechen.
Die Berliner Mietergemeinschaft bleibt skeptisch. Vorstandssprecher Roland Weigelt: «Mehr Wohnungen helfen nur, wenn sie auch bezahlbar sind.» Der Senat verspricht, dass 30 Prozent der Neubauten Sozialwohnungen werden sollen.
Die Maßnahmen werden Berlin verändern. Ob sie ausreichen, um die Wohnungsnot zu lindern, bleibt abzuwarten. Die Frage ist nicht nur, wie viel gebaut wird, sondern auch für wen.