Als der Schiedsrichter gestern Abend nach 96 intensiven Minuten abpfiff, war die Allianz Arena ein Tollhaus. Der FC Bayern hatte das Unmögliche geschafft: Mit nur zehn Spielern bezwang das Team von Vincent Kompany Paris Saint-Germain mit 1:0. Ein Sieg, der mehr über Charakter als über Taktik erzählt.
Nach der Roten Karte für Dayot Upamecano in der 56. Minute schien das Spiel zu kippen. «In diesem Moment mussten wir uns neu erfinden», erklärte Kompany später. Und genau das taten die Münchner. Statt einzubrechen, formierte sich die Mannschaft neu und verteidigte mit einer Leidenschaft, die ich lange nicht mehr gesehen habe. Die Daten bestätigen den Eindruck: Trotz 34 Minuten in Unterzahl ließ Bayern nur drei gefährliche Abschlüsse zu.
Besonders beeindruckend war Harry Kane, der nach seinem Treffer in der 38. Minute plötzlich zum Verteidigungsexperten mutierte. «In solchen Momenten zeigt sich der wahre Charakter einer Mannschaft», sagte der Engländer nach dem Spiel. «Wir haben heute bewiesen, dass wir füreinander kämpfen können.»
Die digitale Analyse der Laufwege zeigt, dass die Bayern-Spieler in Unterzahl durchschnittlich 1,2 Kilometer mehr liefen als in der ersten Halbzeit. Vor allem Joshua Kimmich überragte mit einer Passquote von 91 Prozent – ungewöhnlich für eine Mannschaft in Unterzahl gegen ein Spitzenteam wie PSG.
Dieser Sieg könnte mehr bedeuten als nur drei Punkte in der Champions League. Er könnte der Moment sein, in dem aus einer Ansammlung von Topspielern eine echte Einheit wurde. Die Frage ist nun: War dies nur ein emotionaler Ausreißer, oder hat Bayern München tatsächlich die mentale Stärke zurückgewonnen, die sie in den letzten Saisons vermissen ließen?