Hamburgs Stadtbild trägt die Spuren eines gefallenen Immobiliengiganten. René Benko, der österreichische Unternehmer mit dem einst goldenen Händchen, hinterlässt nach der Insolvenz seiner Signa-Holding ein kompliziertes Erbe an der Elbe. Drei große Projekte stehen nun auf wackeligen Beinen: das Überseequartier Süd, das Elbtower-Projekt und das Alsterhaus. Fast 1,5 Milliarden Euro sollten ursprünglich in die Hansestadt fließen.
Am Hafen ragt der Elbtower als unvollendetes Mahnmal empor. Bei 100 Metern Höhe steht der Bau seit Monaten still, obwohl er einmal 245 Meter in den Himmel ragen sollte. Ich war letzte Woche vor Ort und sprach mit einem Anwohner: «Das ist jetzt unser Hamburger Wahrzeichen für Größenwahn», sagte er mit bitterem Lächeln. Die Stadt behält jedoch die Kontrolle, da sie sich Rückkaufrechte für das Grundstück gesichert hat.
Beim Überseequartier Süd ist die Lage weniger dramatisch. Die Baustelle läuft weiter, doch die Eröffnung verschiebt sich immer wieder. «Wir erwarten jetzt eine Eröffnung im Frühjahr 2025», erklärt Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard. Ursprünglich war von 2022 die Rede gewesen.
Das traditionsreiche Alsterhaus steht symbolisch für Benkos Aufstieg und Fall. Der Luxuskaufhaus-Betreiber KaDeWe-Gruppe, zu dem das Alsterhaus gehört, musste Insolvenz anmelden, konnte sich aber retten. Ein thailändischer Investor hat mittlerweile die Mehrheit übernommen.
Die Hamburger Politik zeigt sich trotz allem gelassen. Finanzsenator Andreas Dressel betont: «Hamburg hat aus den Erfahrungen der Elbphilharmonie gelernt und sich rechtlich gut abgesichert.»
In meinen zwei Jahrzehnten als Journalistin habe ich viele Immobilienzyklen beobachtet, aber selten war der Kontrast zwischen Visionen und Realität so greifbar wie hier. Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass selbst die schillerndsten Investoren der Welt an der Realität scheitern können – und dass kluge Verträge mehr wert sind als große Versprechen.