Die Terrorgefahr in Deutschland bleibt konkret. In Berlin-Marzahn nahm ein Spezialeinsatzkommando am Dienstagmorgen einen 22-jährigen Afghanen fest. Er soll einen Anschlag auf Polizeibeamte oder jüdische Einrichtungen geplant haben. Die Polizei durchsuchte seine Wohnung und stellte Beweismaterial sicher, das nun ausgewertet wird.
Als ich von dem Fall erfuhr, erinnerte mich das an die Festnahme in Essen vergangene Woche – erneut die Kombination aus junger Mann, islamistischer Radikalisierung und konkrete Anschlagspläne. Die Sicherheitsbehörden sprechen von einer «abstrakt hohen Gefährdungslage», was in der Praxis bedeutet: Sie rechnen jederzeit mit Angriffen.
Der Festgenommene soll sich laut Ermittlern in Messengerdiensten radikalisiert haben. «Diese Online-Radikalisierung beobachten wir seit Jahren mit Sorge», erklärt Berlins Innensenatorin Iris Spranger. «Die Gefährder werden immer jünger und die Radikalisierung verläuft schneller.»
In den Sicherheitskreisen, mit denen ich regelmäßig spreche, herrscht angespannte Routine. Ein leitender Ermittler sagte mir letzte Woche in Hamburg: «Die Terrorgefahr ist das neue Normal. Wir arbeiten rund um die Uhr, um Anschläge zu verhindern.»
Die Behörden haben ihre Präsenz vor jüdischen Einrichtungen und Synagogen weiter verstärkt. Doch die Frage, die in Berlin-Marzahn wie überall im Land bleibt: Wie lässt sich der Kreislauf aus Radikalisierung und Gewaltbereitschaft durchbrechen, bevor die nächste Festnahme nötig wird?