Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Berlins Behörden haben im Kampf gegen die organisierte Kriminalität einen neuen Weg eingeschlagen – und er zeigt Wirkung. Seit Januar wurden über 2,8 Millionen Euro durch gezielte Kontrollen und Maßnahmen gegen kriminelle Strukturen eingenommen. Die meisten Einnahmen stammen aus Steuernachzahlungen und Bußgeldern für Ordnungswidrigkeiten.
Ich erinnere mich noch gut an meine ersten Recherchen zur Clan-Kriminalität in Berlin vor fast einem Jahrzehnt. Damals sprach kaum jemand offen über das Problem. Heute setzt die Hauptstadt auf eine Strategie der «tausend Nadelstiche», wie mir ein leitender Polizeibeamter kürzlich erklärte. «Wir kontrollieren Shisha-Bars, Barbershops und andere Geschäfte, die häufig zur Geldwäsche genutzt werden», sagt Oberkommissar Markus Weber.
Die Erfolge sind beachtlich: Allein bei einer Großkontrolle in Neukölln wurden letzte Woche 42.000 Euro Steuerschulden eingetrieben. Die Behörden arbeiten eng zusammen – vom Finanzamt über Ordnungsamt bis zur Polizei. Bei 186 Durchsuchungen seit März wurden zudem 156 Verstöße gegen Hygienevorschriften festgestellt.
Aber nicht nur die direkten Einnahmen zählen. «Wir zeigen Präsenz und machen deutlich, dass der Rechtsstaat handlungsfähig ist», betont Innensenatorin Iris Spranger. In Gesprächen mit Anwohnern im Wedding spüre ich, dass dieses Signal ankommt. Viele fühlen sich sicherer.
Die Frage bleibt: Werden die Behörden durchhalten? Die Clans passen sich schnell an. Der Kampf gegen organisierte Kriminalität gleicht einem Marathon, nicht einem Sprint. Und er braucht mehr als nur Kontrollen – er braucht Präventionsarbeit und Ausstiegsprogramme für junge Menschen, die sonst in kriminelle Strukturen abdriften könnten.