Die Stimmung ist aufgeladen an diesem Wochenende im Berliner Regierungsviertel. Bei einer pro-palästinensischen Demonstration kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen und rund 40 Festnahmen. Laut Polizei waren etwa 1.000 Teilnehmer zu der angemeldeten Kundgebung erschienen, die schnell außer Kontrolle geriet.
Bereits zu Beginn der Demonstration zündeten einige Teilnehmer Pyrotechnik und skandierten israelfeindliche Parolen. Die Polizei, mit einem Großaufgebot vor Ort, schritt mehrfach ein und setzte auch Pfefferspray ein. Besonders brenzlig wurde es, als eine Gruppe versuchte, zum Brandenburger Tor vorzudringen – ein Bereich, der für die Demonstration nicht freigegeben war.
«Es war abzusehen, dass die Lage eskalieren würde», erzählt mir ein langjähriger Einsatzleiter der Berliner Polizei, der anonym bleiben möchte. «Die Emotionen kochen seit Monaten hoch.»
Unter den Festgenommenen befinden sich nach Polizeiangaben mehrere Personen, die volksverhetzende Parolen gerufen hatten. Berlins Innensenatorin Iris Spranger verurteilte die Ausschreitungen scharf: «Wir dulden keine Form von Antisemitismus oder Volksverhetzung auf Berlins Straßen.»
Als ich durch die Menge ging, fiel mir auf, wie unterschiedlich die Demonstrierenden waren – von jungen Aktivisten bis zu älteren Menschen mit Palästina-Flaggen. Eine Frau mittleren Alters aus Neukölln erklärte mir mit Tränen in den Augen: «Ich bin hier für die Kinder in Gaza, nicht um Hass zu verbreiten.»
Seit dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober und der darauffolgenden israelischen Militäroperation in Gaza haben Demonstrationen dieser Art in deutschen Großstädten zugenommen. Berlins Polizei steht dabei vor der schwierigen Aufgabe, zwischen legitimen Protesten und strafbaren Handlungen zu unterscheiden.
Die Versammlung wurde schließlich vorzeitig aufgelöst. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen. Was bleibt, ist die Frage, wie eine Stadt wie Berlin mit diesen Spannungen umgehen kann, ohne dass der Konflikt im Nahen Osten unsere Gesellschaft hier weiter spaltet.