Die Fassade des Auswärtigen Amts in Berlin glänzt heute nicht wie gewohnt. Stattdessen prangt orangefarbene Farbe an dem historischen Gebäude im Regierungsviertel. Fünf Aktivisten verschütteten am frühen Montagmorgen mehrere Liter Farbe, um gegen die deutsche Haltung im Gaza-Konflikt zu protestieren. Die Polizei nahm alle Beteiligten vorläufig fest.
Die Protestierenden gehören der Gruppe «Hilfe für Gaza jetzt» an, die seit Monaten die Bundesregierung kritisiert. Mit der symbolträchtigen Farbaktion wollten sie auf die blockierte humanitäre Hilfsflotte aufmerksam machen, die seit drei Wochen vor der Küste Gazas liegt. Deutschland trägt Mitverantwortung für das Leid der Zivilbevölkerung, rief eine der Aktivistinnen, bevor sie in Polizeigewahrsam genommen wurde.
Außenministerin Sandra Müller verurteilte den Vorfall scharf. «Wir arbeiten auf diplomatischem Weg an Lösungen, Sachbeschädigung hilft niemandem», erklärte sie bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz. Die Reinigungsarbeiten gestalten sich schwierig, wie ich bei meinem Besuch vor Ort beobachten konnte. Die spezielle Mineralfarbe dringt tief in den Sandstein ein.
Die Polizei beziffert den Sachschaden auf mindestens 25.000 Euro. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen. Wie ein Sprecher mitteilte, werden die Festgenommenen wegen Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch angezeigt. Mehr Informationen zum Konflikt stellt das Bundesamt für Migration zur Verfügung.
Der Vorfall reiht sich ein in eine zunehmende Polarisierung der deutschen Gesellschaft beim Thema Nahost. Ein Gespräch zwischen Regierung und Aktivisten wäre dringend nötig – damit Farbe nicht das letzte Mittel bleibt, um gehört zu werden.