Deutschland erlebt einen Mietenansturm, der nirgendwo so sichtbar ist wie in Berlin. Der Quadratmeterpreis in der Hauptstadt hat sich seit 2011 mehr als verdoppelt. Was früher 6 Euro kostete, schlägt heute mit 13 Euro oder mehr zu Buche. Hinter dieser Entwicklung stehen internationale Investoren, die den deutschen Wohnungsmarkt als sichere Geldanlage entdeckt haben.
Die ARD-Dokumentation «Capital B – Wem gehört Berlin?» zeigt eindrucksvoll, wer tatsächlich von der Wohnungskrise profitiert. Besonders brisant: Etwa 250.000 Berliner Wohnungen gehören anonymen Briefkastenfirmen, während gleichzeitig tausende Menschen verzweifelt eine bezahlbare Bleibe suchen.
«Wir erleben eine Verdrängung der Mittelschicht aus den Innenstädten», erklärt Wohnungsmarktexperte Michael Voigtländer im Film. «Das ist keine natürliche Entwicklung, sondern Ergebnis politischer Fehlentscheidungen.»
In meinen zwanzig Jahren als Reporterin habe ich viele Städte beobachtet, aber die Geschwindigkeit der Veränderung in Berlin ist beispiellos. Wo früher kleine Läden und gemischte Nachbarschaften existierten, entstehen Luxusquartiere für internationale Klientel.
Die Doku folgt der Geschichte von Mietern in Kreuzberg, die plötzlich mit Modernisierungsankündigungen konfrontiert werden – und damit oft mit Mieterhöhungen von 40 Prozent und mehr. «Wir werden systematisch aus unserem Zuhause vertrieben», sagt Mieterin Sabine Kopetzky mit Tränen in den Augen.
Die Frage nach dem Wohnen ist längst eine soziale Frage geworden. Während die einen von Renditen träumen, geht es für andere um nichts weniger als ihr Zuhause. Die Hauptstadt wird zum Brennglas für eine Entwicklung, die ganz Deutschland betrifft.
Was bleibt, ist die Frage nach dem Wert einer Stadt. Ist Berlin nur ein Anlageobjekt oder ein Lebensraum für alle? Diese Frage sollte nicht nur die Politik beschäftigen – sondern uns alle.