Die Spezialeinheit für Menschenhandel schlug heute früh in Berlin-Mitte zu. 200 Polizeibeamte durchsuchten insgesamt 16 Wohnungen und Geschäftsräume. Im Fokus: ein organisierter Ring, der junge Frauen aus Südosteuropa zur Prostitution zwingen soll. Fünf Hauptverdächtige wurden festgenommen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurden die Frauen mit falschen Versprechungen nach Deutschland gelockt und anschließend durch Gewalt und Drohungen zur Sexarbeit gezwungen.
Die Ermittlungen laufen bereits seit über einem Jahr. «Wir haben Hinweise auf ein komplexes Netzwerk, das systematisch Frauen ausbeutet und dabei erhebliche Gewinne erzielt», erklärt Oberstaatsanwältin Claudia Weber. Die Verdächtigen sollen monatlich über 100.000 Euro eingenommen haben, während die Opfer kaum etwas von diesem Geld sahen.
Bei den Durchsuchungen stellten die Beamten umfangreiches Beweismaterial sicher – darunter gefälschte Ausweisdokumente, Handys und größere Bargeldbeträge. «Besonders erschütternd sind die Zustände, unter denen die Frauen leben mussten», berichtet Kriminalhauptkommissar Thomas Neumann. «Oft zu sechst in einer Zweizimmerwohnung, ohne Privatsphäre und unter ständiger Kontrolle.»
Ich habe in meinen Jahren als Reporterin viele Fälle von Menschenhandel begleitet, aber die Professionalität und Brutalität der Täter nimmt zu. Die meisten Opfer kommen aus Bulgarien und Rumänien, oft aus ärmlichen Verhältnissen und mit geringen Sprachkenntnissen.
Ein Betroffener aus der Nachbarschaft berichtet: «Wir haben immer wieder weinende junge Frauen im Treppenhaus gesehen, aber niemand hat sich getraut, etwas zu sagen.»
Sieben Frauen konnten bei der Razzia befreit werden. Sie erhalten nun psychologische Betreuung und Unterstützung durch spezialisierte Hilfsorganisationen. Die Ermittlungen dauern an. Experten betonen: Die Dunkelziffer bei Menschenhandel und Zwangsprostitution bleibt hoch. Polizei und Zivilgesellschaft sind auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen, um solche Verbrechen aufzudecken.