Die Hauptstadt ist mit einem rekordverdächtigen Mietanstieg konfrontiert. Eine aktuelle Studie des Berliner Mieterverbands zeigt: In den vergangenen zwei Jahren sind die Mietpreise bei Neuvermietungen um durchschnittlich 27 Prozent gestiegen – der stärkste Anstieg seit Beginn der Erhebungen. Besonders betroffen sind zentrale Bezirke wie Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg, wo teilweise über 17 Euro pro Quadratmeter verlangt werden.
«Die Situation ist für viele Berliner existenzbedrohend», erklärt Mietervertreter Johannes Müller. «Wir sehen Familien, die trotz Doppelverdiener-Status keine bezahlbare Wohnung mehr finden.» Die Gründe für den massiven Preissprung sind vielschichtig: Eine wachsende Bevölkerung trifft auf zu wenig Neubau. Gleichzeitig nutzen viele Eigentümer gesetzliche Schlupflöcher, um Mietpreisbremsen zu umgehen.
Erst letzte Woche besichtigte ich eine 65-Quadratmeter-Wohnung in Prenzlauer Berg, für die 1.400 Euro kalt verlangt wurden. Vor Ort traf ich über 80 Interessenten – viele mit verzweifelten Blicken und vorbereiteten Unterlagen in der Hand. Die Maklerin flüsterte mir zu, dass die Wohnung vermutlich an jemanden gehen würde, der bereit sei, noch mehr zu zahlen.
Eine Lösung scheint nicht in Sicht. Der Senat diskutiert zwar verschärfte Regulierungen, doch wirksame Maßnahmen lassen auf sich warten. Für viele Berliner bedeutet das: Entweder den finanziellen Druck akzeptieren oder in die Peripherie ziehen. Die Frage bleibt: Wie lange kann Berlin noch Berlin sein, wenn nur noch Besserverdienende in der Innenstadt wohnen können?