Die Nacht vom 14. auf den 15. August 2023 veränderte das Leben einer jungen Frau in Berlin-Moabit für immer. Während sie friedlich in ihrer Wohnung schlief, drang ihr 40-jähriger Nachbar mit einem Küchenmesser ein und attackierte sie mit unvorstellbarer Brutalität. Das Landgericht Berlin verurteilte den Mann gestern zu 13,5 Jahren Haft wegen versuchten Mordes.
Die 23-jährige Frau überlebte nur dank einer Notoperation. Mit 37 Stichen hatte der Täter auf sie eingestochen und ihr schwere Verletzungen am ganzen Körper zugefügt. Das Gericht stellte eine besondere Schwere der Schuld fest. «Der Angeklagte handelte mit absolutem Vernichtungswillen», erklärte der Vorsitzende Richter in seiner Urteilsbegründung.
Besonders erschütternd: Der Täter und sein Opfer kannten sich kaum. Sie waren lediglich Nachbarn im selben Mietshaus. Nach der brutalen Tat flüchtete der Mann, konnte aber kurz darauf festgenommen werden. Das Motiv bleibt auch nach dem Prozess weitgehend im Dunkeln.
Als ich vor Jahren über ähnliche Fälle in Baden-Württemberg berichtete, zeigte sich oft ein ähnliches Muster – scheinbar grundlose Gewalt, die Familien und Nachbarschaften erschüttert. Die Opfer solcher Taten leiden meist jahrelang unter den psychischen Folgen, selbst wenn die körperlichen Wunden verheilt sind.
Die Staatsanwaltschaft hatte ursprünglich eine lebenslange Freiheitsstrafe gefordert. Die Verteidigung plädierte auf eine Unterbringung in der Psychiatrie, konnte sich damit aber nicht durchsetzen. Der Gerichtsgutachter attestierte dem Angeklagten volle Schuldfähigkeit.
Die Tat wirft ein Schlaglicht auf die Frage, wie wir als Gesellschaft mit unberechenbarer Gewalt umgehen. Während die juristische Aufarbeitung mit diesem Urteil vorerst abgeschlossen ist, beginnt für das Opfer erst der lange Weg zurück ins Leben.