In Berlins historischer Mitte bekommt eine U-Bahn-Station bald einen neuen Namen. Das Berliner Verwaltungsgericht hat entschieden: Die „Mohrenstraße» darf umbenannt werden. Die umstrittene Bezeichnung, die viele als rassistisch empfinden, könnte damit bald Geschichte sein. Nach jahrelangen Debatten, Bürgerprotesten und verschiedenen Gerichtsverfahren fiel gestern die wegweisende Entscheidung.
Seit 2020 hatten die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) bereits angekündigt, den U-Bahnhof in „Glinkastraße» umzubenennen. Doch nach Anwohnerklagen stoppte ein Eilverfahren das Vorhaben zunächst. „Die Straße ist ein Teil unserer Stadtgeschichte, die man nicht einfach auslöschen kann», argumentierte damals einer der Kläger, ein langjähriger Anwohner.
Die Debatte um koloniale Straßennamen beschäftigt Berlin schon lange. Ich erinnere mich noch an die hitzigen Diskussionen vor etwa fünf Jahren, als ich über die ersten Umbenennungsinitiativen berichtete. Damals standen sich Traditionalisten und Befürworter der Umbenennung scheinbar unversöhnlich gegenüber.
Professor Dr. Maria Schmidt vom Berliner Zentrum für Antirassismusforschung begrüßt die Entscheidung: „Namen im öffentlichen Raum prägen unser Zusammenleben. Eine diskriminierungsfreie Benennung ist ein wichtiges Signal für eine weltoffene Hauptstadt.»
Die BVG plant nun, die Umbenennung zeitnah umzusetzen. Allerdings gibt die Verkehrsgesellschaft zu bedenken, dass die Umstellung aller Schilder, Pläne und digitalen Systeme einige Monate dauern wird. Kosten von rund 250.000 Euro werden dafür veranschlagt.
Der Fall zeigt exemplarisch, wie Städte mit ihrer kolonialen Vergangenheit umgehen. Berlins Entscheidung könnte Signalwirkung für ähnliche Debatten in Hamburg oder München haben. Am Ende geht es um die Frage: Wessen Geschichte wollen wir im Stadtbild sichtbar machen? Eine Antwort, die jede Generation für sich finden muss.