Die Mohrenstraße in Berlin bleibt – vorerst. Das Verwaltungsgericht Berlin gab gestern einem Eilantrag statt, der die geplante Umbenennung in «Anton-Wilhelm-Amo-Straße» stoppt. Seit Jahren streiten Anwohner, Aktivisten und Politiker über den Namen, den viele als rassistisch und kolonial belastet ansehen. Eine Anwohnerin hatte geklagt: Die Umbenennung führe zu «erheblichen Kosten und bürokratischem Aufwand.»
Der Fall zeigt, wie schwierig der Umgang mit historisch belasteten Namen im öffentlichen Raum ist. Die Bezirksverordnetenversammlung Mitte hatte die Umbenennung nach dem ersten afrikanischen Philosophen an deutschen Universitäten bereits beschlossen. «Diese Entscheidung war ein wichtiger Schritt zur Dekolonisierung unseres Stadtbilds», sagt Tahir Della von der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland.
Ich erinnere mich noch an die hitzigen Debatten 2020, als die gleichnamige U-Bahnstation umbenannt werden sollte. Damals wie heute prallen Welten aufeinander: Für die einen ist es längst überfällige Aufarbeitung, für andere ein Eingriff in Tradition und Identität.
Der Berliner Kultursenator Klaus Lederer betont: «Wir müssen den Dialog fortsetzen, aber auch konsequent bleiben. Diskriminierende Bezeichnungen im öffentlichen Raum gehören auf den Prüfstand.«
Die Entscheidung ist vorläufig. Im Hauptverfahren wird das Gericht den Fall ausführlich prüfen. Bis dahin bleibt die Frage: Wem gehört eigentlich die Geschichte unserer Städte – und wer entscheidet, wie wir sie erinnern?