Die Zeit der umstrittenen Mohrenstraße in Berlin-Mitte läuft nun offiziell ab. Das Berliner Verwaltungsgericht hat heute die Klage gegen die Umbenennung der historischen Straße abgewiesen. Damit darf der Name, der von vielen als rassistisch empfunden wird, durch «Anton-Wilhelm-Amo-Straße» ersetzt werden – benannt nach dem ersten bekannten Philosophen und Rechtswissenschaftler afrikanischer Herkunft in Deutschland.
Seit 2020 ist die Umbenennung ein heißes Eisen in der Hauptstadt. Für mich war bei der Gerichtsverhandlung besonders bemerkenswert, wie emotional die Debatte geführt wurde. «Es geht hier um mehr als nur einen Straßennamen. Es geht um den respektvollen Umgang mit unserer kolonialen Vergangenheit», erklärte Tahir Della von der Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland dem Gericht.
Die Kläger hingegen, eine Anwohnerinitiative, argumentierten mit dem Verlust von Tradition und historischem Erbe. «Man kann Geschichte nicht einfach umbenennen», sagte einer ihrer Vertreter während der Verhandlung. Das Gericht folgte jedoch der Argumentation des Bezirksamts Mitte, das die Umbenennung 2021 beschlossen hatte.
Bereits 2018 zeigten Umfragen des Meinungsforschungsinstituts Infratest, dass 56 Prozent der Berliner für eine Umbenennung waren. Was mich in meinen Gesprächen mit Anwohnern immer wieder überrascht: Selbst viele Gegner der Umbenennung geben zu, dass der Name problematisch ist – sie fürchten vor allem den bürokratischen Aufwand.
Die Entscheidung könnte Signalwirkung für ähnliche Debatten in ganz Deutschland haben. Hamburg diskutiert über seinen Mohrenweg, München über die Möhlstraße. Was bleibt: Die Art, wie wir mit unserer kolonialen Vergangenheit umgehen, sagt viel über unsere Gegenwart aus. Und manchmal braucht Veränderung eben einen Richterschlag.
Mehr dazu auf der Webseite des Bezirksamts Mitte.