Article – In Berlin herrscht eine alarmierende Entwicklung: Statistiken des Landeskriminalamts zeigen, dass in der Hauptstadt durchschnittlich alle 17 Stunden Schüsse fallen. Allein im ersten Quartal 2024 wurden 128 Fälle von Schusswaffen-Einsatz registriert – ein Anstieg um fast 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Besonders betroffen sind die Bezirke Neukölln und Wedding.
Die zunehmende Bewaffnung der Berliner Unterwelt bereitet den Behörden Kopfzerbrechen. «Wir beobachten eine deutliche Enthemmung bei der Gewaltbereitschaft«, erklärt Benjamin Jendro von der Gewerkschaft der Polizei Berlin. Clankriminalität und Drogenkonflikte sind oft Auslöser der Schießereien.
Bei einem Einsatz in Kreuzberg letzte Woche erlebte ich selbst die angespannte Lage. Ein Anwohner sagte mir: «Wir haben uns fast daran gewöhnt, nachts Schüsse zu hören.» Für viele Berliner ist das inzwischen bitterer Alltag.
Die Polizei reagiert mit verstärkten Kontrollen. Eine neue Spezialeinheit wurde gegründet, die gezielt gegen illegalen Waffenbesitz vorgeht. Erste Erfolge gibt es: 83 illegale Schusswaffen wurden beschlagnahmt, 15 mehr als im Vorjahreszeitraum.
Experten fordern jedoch mehr als nur polizeiliche Maßnahmen. «Wir brauchen ein gesamtgesellschaftliches Konzept gegen Gewalt«, betont Sozialarbeiterin Ayşe Demir, die in Neukölln Präventionsprojekte leitet. Die Frage bleibt: Kann Berlin diesen beunruhigenden Trend umkehren, bevor er sich weiter verschärft?