Inmitten der anhaltenden Wohnungskrise verzeichnet Berlin einen kleinen Erfolg: Die neue Bauordnung wird für ihren Bürokratieabbau gelobt. Der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) zeichnete das Berliner «Schneller-Bauen-Gesetz» mit einem Preis aus, der Maßnahmen zur Beschleunigung von Bauprojekten würdigt. Eine überraschende Entwicklung für die Hauptstadt, die sonst oft für ihre Verwaltungshürden kritisiert wird.
Die Neuerungen in der Bauordnung sollen vor allem eines erreichen: Bauprojekte schneller durch den Verwaltungsdschungel zu bringen. Statt monatelangem Warten auf Genehmigungen setzt Berlin nun verstärkt auf digitale Prozesse und straffere Verfahren. «Mit diesen Maßnahmen können wir Bauvorhaben um durchschnittlich drei Monate beschleunigen», erklärt Bausenator Christian Gaebler. Besonders der Wegfall von Doppelprüfungen und die vereinfachten Verfahren für Dachausbauten beeindruckten die Jury.
Ich beobachte seit Jahren die Berliner Baubranche und muss gestehen: Die Auszeichnung kommt überraschend. Noch vor einem Jahr hörte ich bei meinen Recherchen in Architekturbüros fast nur Klagen über die komplizierte Bürokratie. Ein Architekt aus Kreuzberg beschrieb mir die Genehmigungsverfahren damals als «Marathonlauf durch ein Labyrinth».
Doch die Immobilienwirtschaft bleibt trotz des Lobes skeptisch. «Die Neuerungen gehen in die richtige Richtung, aber es braucht mehr», mahnt der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen. Bei meinem letzten Besuch auf einer Baustelle in Lichtenberg zeigte mir ein Projektleiter immer noch dicke Ordner mit Formularen. «Papier haben wir immer noch genug», meinte er lachend.
Für die Berliner bedeutet die Reform Hoffnung auf mehr Wohnraum. Ob die neue Bauordnung wirklich den großen Durchbruch bringt, wird sich erst in den kommenden Monaten zeigen. Die Herausforderung bleibt gewaltig: In einer Stadt, wo jährlich tausende Menschen zuziehen, muss Bauen nicht nur schneller, sondern auch bezahlbarer werden.