Die Debatte um das Schulmobbing an der Hausotter-Grundschule in Berlin-Reinickendorf nimmt neue Wendungen. Was als Fall von Mobbing gegen ein deutschstämmiges Mädchen begann, entwickelt sich zunehmend zu einer gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit politischer Dimension. Die Grünen-Politikerin Lamya Kaddor warnt nun eindringlich vor pauschalen Zuschreibungen.
«Es geht hier nicht um Herkunft, sondern um Mobbing», betont Kaddor gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Der Fall dürfe nicht instrumentalisiert werden, um rassistische Narrative zu bedienen. Die Schule hatte vergangene Woche selbst mitgeteilt, dass ein Kind gemobbt wurde – allerdings ohne auf Herkunftsfragen einzugehen.
Ich beobachte seit Jahren, wie schnell in Deutschland bei Konflikten nach Herkunft sortiert wird. In Hamburg erlebte ich während einer Schulrecherche, wie Lehrkräfte verzweifelt gegen solche Vereinfachungen ankämpfen. Die Realität ist komplexer: Mobbing entsteht aus Gruppendynamiken, Machtgefällen und fehlenden sozialen Kompetenzen – unabhängig von der Herkunft.
Die Debatte hat längst den Berliner Schulhof verlassen. Während Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) betont, «dass es bei uns in Berlin keinen Platz für Mobbing, Diskriminierung, Antisemitismus und Rassismus gibt», nutzen rechte Akteure den Fall für ihre Zwecke. In sozialen Medien kursieren verzerrte Darstellungen, die Migranten pauschal als Täter darstellen.
Die Schulleitung hat mittlerweile Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt, nachdem im Internet massiv gegen die Schule gehetzt wurde. Ein Elternabend soll nun zur Klärung beitragen.
Was als Schulkonflikt begann, ist zum Brennglas gesellschaftlicher Spannungen geworden. Die zentrale Frage bleibt: Wie schützen wir alle Kinder vor Mobbing, statt ihre Herkunft zu politisieren? Die Antwort darauf wird nicht nur für diese Berliner Grundschule entscheidend sein.