Die kleinen Rebellionen des Alltags zeigen sich vor unserer Haustür: Über Grünflächen und durch Parks ziehen sich schmale, ausgetretene Pfade – Trampelpfade, die von keinem Stadtplaner vorgesehen waren. In Berlin werden sie immer zahlreicher. Fast 400 solcher inoffiziellen Wege hat das Projekt «Happy Feet Berlin» bereits dokumentiert.
Diese improvisierten Abkürzungen entstehen dort, wo die offizielle Stadtplanung an den Bedürfnissen der Menschen vorbeigeht. «Trampelpfade sind eine Form der stillen Mitbestimmung», erklärt Stadtsoziologin Dr. Martina Weber. «Die Fußgänger wählen instinktiv den kürzesten, praktischsten Weg – unabhängig von den vorgegebenen Strukturen.»
In Kreuzberg beobachte ich seit Jahren einen solchen Pfad am Görlitzer Park. Was als schmaler Streifen begann, ist mittlerweile eine etablierte Alternative zum Umweg über die gepflasterten Wege. Die Bezirksverwaltung reagiert unterschiedlich: Manche Trampelpfade werden nachträglich befestigt und legitimiert, andere durch Zäune oder Bepflanzungen blockiert.
«Diese Pfade sind mehr als nur Abkürzungen – sie sind Ausdruck demokratischer Stadtnutzung», sagt Marcus Heyn vom BUND Berlin. «Statt sie zu bekämpfen, sollten Planer sie als wertvolles Feedback verstehen.»
Für die Stadtentwicklung bieten diese natürlich entstandenen Wege wichtige Erkenntnisse. Sie zeigen, wo Menschen tatsächlich gehen wollen und nicht, wo sie gehen sollen. In einigen neueren Berliner Planungsprojekten werden Bewegungsmuster bereits vor der finalen Weggestaltung analysiert. Die kleinen Rebellion unserer Füße könnten so zu einer menschengerechteren Stadt beitragen. Was meinst du: Respektierst du die offiziellen Wege oder gehst du lieber querfeldein?