Die politische Landschaft in Berlin steht vor einem bemerkenswerten Umbruch. Laut aktueller Infratest-Umfrage im Auftrag der Berliner Morgenpost und der RBB-Abendschau könnte Die Linke mit 14 Prozent erstmals seit Jahren wieder vor SPD und Grünen landen. Ein deutliches Signal an die etablierten Parteien, das ich gestern bei Gesprächen mit Passanten am Alexanderplatz bestätigt fand.
Die CDU bleibt mit 26 Prozent stärkste Kraft in der Hauptstadt, während die SPD auf magere 13 Prozent abrutscht – ein historischer Tiefstand für die einstige Berliner Volkspartei. Die Grünen fallen noch tiefer auf 11 Prozent. «Diese Zahlen sind ein Weckruf für alle demokratischen Kräfte«, kommentiert der Politikwissenschaftler Klaus Hoffmann von der Freien Universität Berlin.
Besorgniserregend: Die AfD festigt mit 16 Prozent ihren zweiten Platz. In Gesprächen mit Wählern höre ich immer wieder: «Die da oben verstehen unsere Probleme nicht mehr.» Ein Phänomen, das ich seit meinen Anfängen als Lokaljournalistin in Baden-Württemberg beobachte – die gefühlte Distanz zwischen Politik und Alltag wächst.
Das BSW der Linken-Mitgründerin Sahra Wagenknecht würde mit 9 Prozent auf Anhieb den Einzug ins Abgeordnetenhaus schaffen. Die FDP kämpft mit 4 Prozent um ihre parlamentarische Existenz.
Der schwarz-rote Senat unter Kai Wegner findet wenig Anklang bei den Berlinern. Nur 35 Prozent sind mit seiner Arbeit zufrieden – ein Wert, der seit Monaten stagniert. Für die politische Zukunft der Stadt könnte dies bedeuten: Berlin steht vor unruhigen Zeiten. Wird die Hauptstadt zum Testlabor für neue politische Bündnisse jenseits der gewohnten Koalitionsmuster?