In Berlin stehen die Zeichen auf Grün. Das Abgeordnetenhaus hat gestern ein neues Baumgesetz beschlossen, das die Hauptstadt in den kommenden Jahren deutlich grüner machen soll. Bis 2030 will der Senat 460.000 neue Bäume pflanzen – eine beachtliche Zahl angesichts der zunehmenden Hitze-Sommer, die Berlin regelmäßig in einen Backofen verwandeln. Schon heute fehlen der Stadt etwa 7.000 Straßenbäume.
Die Entscheidung fiel mit den Stimmen der schwarz-roten Koalition. «Wir müssen jetzt handeln, um Berlin klimaresilienter zu machen», erklärte Umweltsenatorin Ute Bonde bei der Abstimmung. Die Opposition übte hingegen scharfe Kritik – besonders an der Finanzierung. Während die Grünen das Gesetz als «mutlos» bezeichneten, nannte die FDP es einen «bürokratischen Albtraum».
Besonders interessant: Private Grundstückseigentümer werden künftig stärker in die Pflicht genommen. Wer einen geschützten Baum fällen muss, zahlt höhere Ausgleichsabgaben. Diese Gelder fließen in einen neuen «Berliner Baumfonds», der die städtische Begrünung finanzieren soll.
Als ich vergangene Woche durch Kreuzberg lief, war der Handlungsdruck spürbar. Die Platanen am Görlitzer Park hatten bereits braune Blätter – mitten im Sommer. Ein Phänomen, das mir in zwanzig Jahren Berichterstattung immer früher begegnet. Eine ältere Anwohnerin sprach mich an: «Früher war hier im Sommer alles grün. Heute verdorrt die Stadt.»
Das neue Gesetz bringt auch Erleichterungen für Bauherren durch vereinfachte Genehmigungsverfahren. Gleichzeitig werden illegale Baumfällungen künftig härter bestraft – mit Bußgeldern bis zu 50.000 Euro. Mehr Infos zum Baumschutz bietet die Senatsverwaltung für Umwelt.
Ob Berlin tatsächlich grüner wird, hängt nun von der Umsetzung ab. Die Bezirke müssen Personal aufstocken, Baumschulen ihre Kapazitäten erweitern. Und wir Berliner? Sollten vielleicht bei der nächsten Hitzewelle daran denken, auch mal die Straßenbäume zu gießen. Denn klar ist: Eine grüne Stadt entsteht nicht per Gesetz – sondern durch gemeinsames Handeln.