Die Debatte um Beamtengehälter in Berlin nimmt eine bedrohliche Wendung. Ein 43-jähriger Amtsleiter aus dem Bezirk Neukölln, der sich vor vier Tagen mit Klarnamen in einem Interview zu seiner finanziellen Situation äußerte, wird nun massiv angefeindet. 8.500 Euro brutto verdient der Familienvater monatlich – und trotzdem reiche das Geld in Berlin kaum zum Leben, sagte er der Berliner Morgenpost.
Die Reaktionen kamen prompt und heftig. In sozialen Medien wurde der Mann beschimpft, erhielt Hassnachrichten und sogar konkrete Bedrohungen. «Wir können bestätigen, dass Strafanzeigen wegen Bedrohung eingegangen sind», teilte die Berliner Polizei auf Anfrage mit. Der Staatsschutz ermittelt.
Die Diskussion zeigt, wie aufgeheizt das Thema Gehälter im öffentlichen Dienst ist. Während viele Berliner mit deutlich weniger auskommen müssen, argumentiert der Beamte, dass die hohen Lebenshaltungskosten in der Hauptstadt sein Gehalt relativieren. «Die Mieten sind seit 2017 um fast 43 Prozent gestiegen, während die Beamtenbesoldung nur minimal angehoben wurde», erklärt Finanzexperte Prof. Dr. Werner Schmidt von der HWR Berlin.
Als ich vor Jahren über die Besoldungsreform berichtete, waren die Reaktionen ähnlich emotional, aber nie bedrohlich. Es scheint, als hätten soziale Medien die Hemmschwelle für Hass deutlich gesenkt.
Der betroffene Beamte hat sich inzwischen aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Seine Dienststelle hat Schutzmaßnahmen eingeleitet. Der Fall wirft ein Schlaglicht auf die zunehmende Polarisierung in der Gesellschaft – und die Frage, wie wir noch sachlich über Geld und Gerechtigkeit diskutieren können.