Der Berliner Senat hat nach jahrelanger Debatte die Umbenennung der Mohrenstraße in Berlin-Mitte beschlossen. Ab Herbst 2024 wird die zentrale Verkehrsader den Namen «Anton-Wilhelm-Amo-Straße» tragen – benannt nach dem ersten bekannten Philosophen afrikanischer Herkunft, der im 18. Jahrhundert in Deutschland lehrte. Die Entscheidung fiel gestern mit breiter Mehrheit im zuständigen Ausschuss.
Die Mohrenstraße, seit 1707 unter diesem Namen bekannt, steht seit langem in der Kritik. Aktivisten und Historiker sehen in der Bezeichnung ein koloniales Erbe und einen diskriminierenden Begriff. «Diese Umbenennung ist überfällig und ein wichtiges Signal gegen strukturellen Rassismus in unserer Stadtlandschaft», erklärte Bezirksbürgermeisterin Clara Schmidt. Der Berliner Historiker Professor Michael Weber ergänzt: «Mit Amo ehren wir eine tatsächliche historische Persönlichkeit statt einen problematischen Begriff zu tradieren.»
Die Straße im Herzen Berlins hat bewegte Geschichte erlebt. Während meiner Berichterstattung über die Wendezeit 1989 habe ich selbst erlebt, wie sich hier Geschichte abspielte – von den SED-Gebäuden bis zu den späteren Regierungsbauten der vereinten Republik. Anwohner zeigen gemischte Reaktionen. «Ich bin mit dem Namen aufgewachsen, aber verstehe die Problematik», sagt Renate Schuster, 73, die seit 40 Jahren hier lebt. Händler sorgen sich um Kosten für neue Briefköpfe und Werbeschilder.
Für die rund 120 betroffenen Anwohner und Gewerbetreibenden werden Unterstützungsmaßnahmen angekündigt. Die faktische Umbenennung erfolgt im Oktober mit einem Festakt. Diese Entscheidung reiht sich ein in eine wachsende Bewegung zur Überprüfung historischer Namen im öffentlichen Raum. Was meinen Sie: Wie wichtig sind Straßennamen für unsere Geschichtswahrnehmung?