Die historische Entscheidung ist gefallen: Die umstrittene Mohrenstraße in Berlin-Mitte darf umbenannt werden. Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg hat den jahrelangen Rechtsstreit beendet und die Beschwerde gegen die Umbenennung zurückgewiesen. Seit 2020 stand fest: Der Name soll wegen seiner rassistischen Konnotation verschwinden. Künftig wird die Straße nach Anton Wilhelm Amo benannt, dem ersten bekannten Philosophen und Rechtswissenschaftler afrikanischer Herkunft in Deutschland.
Was für die einen ein längst überfälliger Schritt ist, war für andere ein Eingriff in die historische Identität Berlins. Der Streit schwelte bereits seit Jahren. Als ich vor fünf Jahren erstmals mit Anwohnern sprach, waren die Fronten bereits verhärtet. «Wir löschen hier kein Unrecht aus, sondern schaffen Bewusstsein», erklärte mir damals eine Aktivistin der Initiative «Decolonize Berlin».
Die Umbenennung berührt grundsätzliche Fragen: Wie gehen wir mit Begriffen um, die aus heutiger Sicht diskriminierend sind? Bezirksverordnete begründeten ihre Entscheidung mit der «rassistischen und kolonialen Bedeutung» des Begriffs. Der Historiker Prof. Dr. Michael Rothmann bestätigt: «Die Straßennamen einer Stadt sind immer auch Spiegel gesellschaftlicher Werte und Wandlungsprozesse.»
Gegen die Umbenennung hatte eine Anwohnerin geklagt – aus Sorge um die Kosten und den bürokratischen Aufwand bei Adressänderungen. Das Verwaltungsgericht Berlin hatte ihr zunächst teilweise Recht gegeben. Nun die Wende: Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg entschied gegen ihre Beschwerde.
Für Berlins vielfältige Stadtgesellschaft ist das Signal eindeutig: Rassistische Begriffe haben im öffentlichen Raum keinen Platz mehr. Die tatsächliche Umbenennung könnte nun rasch erfolgen. Mit Anton Wilhelm Amo erhält die Straße einen Namen, der die deutsch-afrikanische Geschichte würdigt, statt sie zu beschämen.