Die Berliner S-Bahn kämpft seit gestern mit massiven Störungen im Netz. Technische Probleme an mehreren Stellwerken und Weichen legen wichtige Streckenabschnitte lahm. Besonders betroffen: die Ringbahn und zentrale Verbindungen in der Innenstadt. Nach Angaben der Deutschen Bahn müssen Pendler noch mindestens bis Mittwochabend mit erheblichen Einschränkungen rechnen. Rund 250.000 Fahrgäste sind täglich auf diese Verbindungen angewiesen.
«Diese Störungen sind ungewöhnlich hartnäckig», erklärt ein Bahnsprecher vor Ort. «Wir arbeiten mit Hochdruck an der Behebung, aber die Komplexität der Schäden erfordert Zeit.» Die Ursache liegt in einem Kabelschaden, der gleichzeitig mehrere Steuerungssysteme beeinträchtigt. Ersatzverkehr mit Bussen wurde eingerichtet, kann den Ausfall aber kaum kompensieren.
Am S-Bahnhof Friedrichstraße treffe ich Annika Weber, Pendlerin aus Lichtenberg: «Ich komme jeden Tag eine Stunde zu spät zur Arbeit. Die Informationen sind spärlich, niemand weiß genau, welche Bahnen noch fahren.»
Besonders problematisch: Die Störungen fallen mit dem Beginn der Tourismussaison zusammen. Vor dem Hauptbahnhof stehen ratlose Besucher mit Koffern. Ein Hotelangestellter aus Mitte berichtet: «Wir müssen unseren Gästen jetzt komplizierte Umwege mit U-Bahnen erklären, die viele überfordern.»
Die BVG verstärkt ihre U-Bahn-Linien, doch auch dort sind die Züge überfüllt. Auf meiner Fahrt mit der U2 beobachte ich, wie sich die Menschen in die Wagen quetschen – Berliner Öffentlicher Nahverkehr in seiner unfreiwilligen Extremform.
Was bleibt, ist die Frage nach der alternden Infrastruktur. Berlins S-Bahnnetz leidet unter jahrelangem Investitionsstau. «Die aktuelle Störung ist symptomatisch für ein tieferliegendes Problem», bestätigt ein Verkehrsexperte der TU Berlin. Für die Hauptstadt und ihre Mobilität steht viel auf dem Spiel – nicht nur heute, sondern auch in den kommenden Jahren, wenn die versprochene Verkehrswende gelingen soll.