Die neue Bettensteuer in Essen sorgt für erheblichen Unmut bei den lokalen Hoteliers. Seit Januar 2024 erhebt die Stadt eine Abgabe von 8 Prozent auf den Übernachtungspreis für touristische Reisen. Geschäftsreisende sind ausgenommen. Die Hoteliers beklagen neben der finanziellen Belastung vor allem den bürokratischen Aufwand: Sie müssen nachweisen, welcher Gast geschäftlich und welcher privat unterwegs ist.
Laut Daten der Stadt Essen rechnet man mit jährlichen Einnahmen von etwa drei Millionen Euro durch die neue Steuer. Geld, das die klamme Ruhrgebietsstadt dringend braucht. «Diese Steuer kommt zur Unzeit«, kritisiert hingegen Philipp Rappers vom Hotel «Essener Hof». Die Branche kämpfe nach Corona und angesichts der Inflation noch immer ums Überleben.
Während meiner Recherche im Essener Zentrum beobachtete ich, wie Hoteliers verzweifelt versuchen, ihren Gästen die neue Abgabe zu erklären. Manche Touristen reagieren verständnislos. «Das ist eine kalte Progression durch die Hintertür«, sagt Rolf Schmidt von der Dehoga. Die Hotelbetriebe fürchten Wettbewerbsnachteile gegenüber Nachbarstädten ohne solche Abgaben.
Die Stadt verteidigt ihr Vorgehen: «Wir befinden uns in einer finanziellen Notlage und müssen alle Einnahmequellen nutzen«, erklärt Kämmerer Gerhard Grabenkamp. Die Bürgerschaft ist gespalten. Während einige die Mehrbelastung für Touristen akzeptieren, fürchten andere negative Auswirkungen auf den ohnehin schwächelnden Tourismus im Ruhrgebiet.
Die Hoteliers prüfen rechtliche Schritte. Die Diskussion zeigt exemplarisch den Konflikt zwischen kommunaler Finanzlage und wirtschaftlichen Interessen. Die Frage bleibt: Lässt sich der Haushalt wirklich auf Kosten einer einzelnen Branche sanieren?