Article – In Berlin steht Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch unter massivem Druck. Nach einem Gewaltvorfall an einer Moabiter Grundschule Ende April soll sie falsche Informationen verbreitet haben. Was genau geschah: Ein Schüler hatte mit einem Messer gedroht, während ein anderer ein Mädchen gewürgt haben soll. Die Senatorin behauptete zunächst, erst am 2. Mai informiert worden zu sein – Dokumente belegen jedoch, dass ihr Büro bereits am Tag des Vorfalls Kenntnis hatte.
«Ich wurde erst eine Woche später über den Vorfall in Kenntnis gesetzt», erklärte die CDU-Politikerin noch vergangene Woche. Eine brisante E-Mail der Schulaufsicht an ihr Büro vom 26. April straft sie jedoch Lügen. Die Opposition fordert nun Konsequenzen. «Wenn eine Senatorin wissentlich die Unwahrheit sagt, ist sie nicht mehr tragbar», so die Grünen-Fraktionsvorsitzende Bettina Jarasch.
Als ich in der Landespressekonferenz die E-Mails einsehen konnte, war der Ernst der Lage spürbar. So mancher altgediente Hauptstadtjournalist schüttelte ungläubig den Kopf. Solche Kommunikationspannen sind in Berlin keine Seltenheit, aber selten so gut dokumentiert.
Die Affäre trifft den schwarz-roten Senat in einer ohnehin angespannten Zeit. Die Schulen der Hauptstadt kämpfen mit Personalmangel, Gewalt und Integrationsproblemen. Der Fall zeigt exemplarisch, wie schwer es ist, die Bildungskrise in Berlin in den Griff zu bekommen. Wird die Senatorin diese politische Bewährungsprobe überstehen? In der Berliner Politik wäre es nicht das erste Mal, dass Transparenz zum Stolperstein wird.