Über 30 Bomben in einem einzigen Viertel: So sieht der Alltag des Kölner Kampfmittelbeseitigungsdienstes aus. Am Donnerstag mussten in Köln-Rondorf mehr als 36.000 Menschen ihre Wohnungen verlassen, nachdem ein Blindgänger auf einer Baustelle entdeckt wurde. Was viele nicht wissen: Es war bereits der 31. Fund in diesem Jahr, wie die Stadt gestern mitteilte.
Die Szene ist längst Routine für die Einsatzkräfte: Bagger stoßen bei Bauarbeiten auf metallische Gegenstände, Experten werden gerufen, Sperrkreise eingerichtet. Jeder neue Fund zeigt, wie tief der Zweite Weltkrieg in unseren Städten noch steckt. «Die Zahl der Blindgänger nimmt nicht ab», erklärt Michael Bernatz vom Ordnungsamt. «Mit jeder neuen Baustelle kann ein Fund zutage kommen.»
Bei meinen Recherchen zur Bombenräumung im letzten Jahr habe ich einen der Experten begleitet. «Wir finden am häufigsten amerikanische Zehn-Zentner-Bomben», erzählte er mir während eines Einsatzes. Die Statistik gibt ihm recht: Von den 31 Funden in diesem Jahr waren 28 Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg, drei waren Granaten.
Besonders betroffen sind die Stadtteile entlang des Rheins und im Kölner Süden. Dort, wo die Industrie saß und alliierte Bomber ihre tödliche Last abwarfen. Wie die Stadt mitteilt, laufen die Vorbereitungen für weitere Sondierungen bereits auf Hochtouren.
Was bedeutet das für die Zukunft? Experten rechnen damit, dass noch Tausende unentdeckte Blindgänger unter Köln liegen. Ein Ende der Bombenfunde ist nicht in Sicht – sie werden uns noch Jahrzehnte begleiten. Und mit jedem Fund stellt sich erneut die Frage: Wie gehen wir als Gesellschaft mit diesem gefährlichen Erbe um?