Der Gerichtssaal in Hamburg wirkt heute fast wie ein psychologisches Labor. Seit gestern steht ein 38-jähriger Mann vor Gericht, der im März 2023 eine Frau und ihre beiden Kinder entführt haben soll. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Freiheitsberaubung, Körperverletzung und Nötigung vor. Besonders erschütternd: Die Opfer – zwei Kinder im Alter von vier und acht Jahren – mussten stundenlang Todesangst durchstehen.
Die Beweisaufnahme offenbart Details, die unter die Haut gehen. Der Angeklagte soll die Familie in ihrer Wohnung überfallen haben, nachdem er sich unter falschem Namen als Paketbote ausgab. Anschließend fesselte er die Mutter und drohte mit einer Waffe. «Es geht hier um ein Verbrechen, das die psychische Integrität von Kindern massiv verletzt hat«, erklärte die zuständige Staatsanwältin heute im Gerichtssaal.
Der Verteidiger plädiert auf eine mildere Bewertung der Tat. Sein Mandant habe in einer persönlichen Krise gehandelt und bereue die Tat zutiefst. Doch das kann den Schmerz der Opfer kaum lindern. Als Reporterin habe ich in meiner Laufbahn viele Prozesse begleitet, aber die Schilderungen der Mutter über die Angst ihrer Kinder während der stundenlangen Geiselnahme lassen niemanden im Saal unberührt.
Ein Gutachter erläuterte die möglichen langfristigen Folgen für die Kinder: «Solche traumatischen Erlebnisse können das Sicherheitsempfinden dauerhaft erschüttern.» Besonders bedrückend ist die Tatsache, dass der Angeklagte offenbar gezielt eine Familie mit Kindern ausgewählt hatte, um Druck auszuüben.
Die Hamburger Justiz sieht den Fall als Priorität. Für viele Beobachter steht mehr auf dem Spiel als nur die Bestrafung eines Einzelnen – es geht um die Frage, wie unsere Gesellschaft die Schwächsten schützt. «Wer soll sich noch sicher fühlen können, wenn nicht einmal Kinder in ihrem Zuhause geschützt sind?», fragte ein Zuschauer am Rande der Verhandlung. Der Prozess wird morgen fortgesetzt.