Der Strafprozess um die Blockhaus-Entführung nimmt eine dramatische Wendung. Im Hamburger Landgericht sagte gestern der Privatdetektiv aus, der ursprünglich bei der mutmaßlichen Entführung eines Familienmitglieds helfen sollte. Nach seinen Angaben lehnte er den Auftrag ab, als ihm klar wurde, dass es um eine Entführung ging. Der 69-jährige Familienpatriarch Ingo K. und vier weitere Angeklagte müssen sich wegen Freiheitsberaubung und gefährlicher Körperverletzung verantworten.
«Als mir klar wurde, was da eigentlich geplant war, bin ich sofort ausgestiegen», erklärte der 51-jährige Detektiv vor Gericht. Laut seiner Aussage kontaktierte ihn der Hauptangeklagte Ingo K. zunächst wegen einer vermeintlich harmlosen Familienangelegenheit. Es sollte angeblich nur darum gehen, «ein Familienmitglied zu überzeugen, zur Vernunft zu kommen».
Wie ich im Gerichtssaal beobachten konnte, reagierte der Hauptangeklagte sichtlich nervös auf die Aussage des Zeugen. Der Fall bewegt die Hamburger Öffentlichkeit seit Monaten, nicht zuletzt wegen der prominenten Beteiligten aus der lokalen Geschäftswelt. Die Staatsanwaltschaft wirft den Angeklagten vor, ein Familienmitglied im April letzten Jahres in ein abgelegenes Blockhaus in Niedersachsen verschleppt und dort festgehalten zu haben.
Die Verteidigung bestreitet den Vorwurf der Entführung vehement. «Mein Mandant wollte lediglich ein klärendes Gespräch in neutraler Umgebung führen», betonte Rechtsanwalt Michael Sommer. Die Aussage des Detektivs sei nicht glaubwürdig, da er persönliche Vorbehalte gegen die Familie hege.
Der Prozess wird kommende Woche fortgesetzt. Dann soll das mutmaßliche Opfer aussagen. Die Richterin kündigte an, dass diese Vernehmung unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden könnte. Der Fall zeigt, wie schnell Familienkonflikte eskalieren können – und wie dünn manchmal die Grenze zwischen einem «klärenden Gespräch» und strafbarem Handeln ist.