Die Nachricht erreichte die Kölner am frühen Morgen: Bei Bauarbeiten in Rodenkirchen wurde eine amerikanische Zehn-Zentner-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Der Blindgänger wird noch heute entschärft, was für tausende Anwohner Evakuierungen bedeutet. Besonders betroffen: ein Seniorenheim und mehrere Schulen im Umkreis von 500 Metern um den Fundort.
Für die Entschärfung müssen etwa 3.800 Menschen ihre Wohnungen verlassen. «Wir arbeiten mit Hochdruck daran, die Evakuierung so reibungslos wie möglich zu gestalten», erklärt Einsatzleiter Martin Schulz. Bereits um 9 Uhr begannen die ersten Räumungen. Anwohner werden gebeten, Wertsachen und notwendige Medikamente mitzunehmen – die Rückkehr ist erst am Abend möglich.
In einer Turnhalle der nahegelegenen Gesamtschule wurde eine Notunterkunft eingerichtet. Dort helfen Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes und verteilen Wasser und kleine Snacks. «Die Stimmung ist ruhig, aber angespannt», berichtet eine Helferin.
Als ich vor drei Jahren über eine ähnliche Entschärfung in Hamburg berichtete, war ich beeindruckt von der Routine, mit der die Behörden solche Situationen meistern. Auch heute zeigt sich: Bombenfunde sind in deutschen Großstädten fast Alltag geworden. Allein in Köln wurden seit Kriegsende über 7.500 Blindgänger entdeckt und entschärft.
Besonders herausfordernd ist heute die Situation für das Pflegeheim «Sonnenschein». 87 teilweise bettlägerige Senioren müssen in andere Einrichtungen gebracht werden. «Für viele unserer Bewohner ist das sehr belastend», sagt Heimleiterin Petra Wagner.
Die Entschärfung soll gegen 14 Uhr beginnen und mehrere Stunden dauern. Die Polizei sperrt währenddessen auch die nahegelegene Autobahn A4. Mehr Informationen gibt es beim Bürgertelefon der Stadt Köln.
Wieder einmal zeigt sich: Die Vergangenheit bleibt in unseren Städten präsent. Während für die Bombentechniker Routine herrscht, bedeutet jeder Fund für tausende Menschen einen Tag im Ausnahmezustand. Und niemand weiß, wo der nächste Blindgänger schlummert.