Die Evakuierung hat begonnen: In Osnabrück müssen heute rund 11.000 Menschen ihre Wohnungen verlassen. Experten des Kampfmittelräumdienstes werden ab 15 Uhr eine amerikanische Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg entschärfen. Die 250 Kilogramm schwere Bombe wurde bei Bauarbeiten im Stadtteil Schinkel entdeckt. Der Bahnverkehr wird ab Mittag stark eingeschränkt – auch Verbindungen nach Hamburg sind betroffen.
Die Entschärfung hat weitreichende Auswirkungen auf den Bahnverkehr in Norddeutschland. Ab 13 Uhr bis voraussichtlich in die frühen Abendstunden fahren keine Züge durch den Osnabrücker Hauptbahnhof. Fernzüge werden umgeleitet, viele Regionalverbindungen fallen komplett aus. «Wir müssen die Strecke aus Sicherheitsgründen für mehrere Stunden sperren», erklärt Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis.
Für Reisende nach Hamburg bedeutet das erhebliche Verzögerungen. Die ICE-Verbindungen zwischen dem Ruhrgebiet und Hamburg werden über Münster umgeleitet, was die Fahrzeit um etwa 45 Minuten verlängert. Einige Verbindungen fallen ganz aus.
In Osnabrück selbst hat man Erfahrung mit solchen Situationen. «Es ist bereits die dritte Bombenentschärfung in diesem Jahr», sagt Bürgermeisterin Katharina Pötter. Die Stadt hat einen Shuttleservice für ältere und mobilitätseingeschränkte Personen eingerichtet. In einer nahegelegenen Schule wurde eine Notunterkunft vorbereitet.
Als ich vor zwei Jahren über eine ähnliche Entschärfung in Hannover berichtete, beeindruckte mich die Routine, mit der die Experten vorgingen. Gleichzeitig spürte ich die Anspannung bei jedem Handgriff.
Die Entschärfung soll bis zum frühen Abend abgeschlossen sein. Dann können die Bewohner zurückkehren und der Bahnverkehr wird wieder aufgenommen. Auch fast 80 Jahre nach Kriegsende schlummern noch immer tausende Blindgänger unter deutschen Städten – stille Zeugen einer dunklen Vergangenheit, die bis heute den Alltag beeinflussen.