Als ich heute Morgen durch die Straßen Dortmunds lief, war die Anspannung bereits spürbar. Im Stadtteil Hörde müssen seit den frühen Morgenstunden rund 4.000 Menschen ihre Wohnungen verlassen. Der Grund: eine 250 Kilogramm schwere Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg, die bei Bauarbeiten entdeckt wurde. Die Entschärfung ist für den Nachmittag geplant, während Hunderte Einsatzkräfte das Gebiet sichern.
«Es ist bereits der fünfte Bombenfund in Dortmund in diesem Jahr», erklärt mir Einsatzleiter Michael Schmidt vom Ordnungsamt. Tatsächlich gehören solche Funde im Ruhrgebiet fast zum Alltag – ein Echo des Krieges, das bis heute nachhallt. Besonders betroffen sind die Bereiche zwischen der Wilhelm-Busch-Straße und dem Hörder Neumarkt.
In der Notunterkunft in der Phoenix-Grundschule treffe ich Helga Müller (78): «Ich habe das schon dreimal erlebt. Man nimmt seine Medikamente, etwas zu lesen mit und hofft, dass alles schnell vorbeigeht.» Die Stadt hat für ältere und hilfsbedürftige Menschen einen kostenlosen Shuttle-Service eingerichtet.
Die Dortmunder nehmen es mit bemerkenswerter Gelassenheit. In den Cafés am Rand des Sperrgebiets sitzen Menschen mit gepackten Taschen, trinken einen letzten Kaffee, bevor sie sich auf den Weg machen müssen. Solche Szenen habe ich in meinen Jahren als Reporterin immer wieder erlebt – sie zeigen, wie Routine selbst das Außergewöhnliche werden kann.
Nach der erfolgreichen Entschärfung dürfen die Anwohner voraussichtlich am frühen Abend zurückkehren. Was bleibt, ist die Frage, wie viele dieser gefährlichen Relikte noch unter unseren Städten schlummern. Experten schätzen, dass allein im Ruhrgebiet noch Tausende unentdeckt sind – stille Zeugen einer Zeit, die nie ganz vergehen will.